Maivogel Männchen, Landkreis Berchtesgadener Land, 1. Juni 2022, (Foto: Oliver Böck)
Maivogel Jungraupen mit Raupengespinst am Veronica longifolia, Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, 30. Juli 2021 (Foto: Oliver Böck)
Der Maivogel (Euphydryas maturna) besiedelt derzeit zwei Naturräume. In den Mittelwäldern des Südlichen Steigerwaldes konzentriert er sich auf eine Metapopulation im NSG Gräfholz-Dachsberg und den umliegenden Waldgebieten. Ein Vertragsnaturschutzprogramm für den Wald (VNPWald) sichert die Aufrechterhaltung der Bewirtschaftung, aber zunehmende Verbuschung mit Schlehen, trockene Sommer mit Austrocknung von Feuchtflächen und das Eschentriebsterben sind auch für dieses Vorkommen eine Bedrohung. Nachsuchen im ehemals gut besiedelten Ezelheimer Mittelwald waren zuletzt erfolglos. Auf feuchten Kahlschlägen im Hügelland, Waldaußenrändern entlang von Streuwiesen und in Windwurfflächen der Saalachauen bei Marzoll kommt die Art lokal im Raum Bad Reichenhall vor. So sind zum Beispeil auf den Kahlschlägen im Gebiet des Högl nur äußerst geringe Individuendichten und wenige Gespinstfunde zu beobachten. Es besteht eine Verbindung zu Vorkommen im Bundesland Salzburg (so z. B. auf Flächen im Umfeld des Untersbergs beim Freilichtmuseum), die aber als deutlich besser zu bewerten sind. Ein Monitoring ausgewählter Flächen erfolgt. Im Umfeld aktuell auch Funde im Bischofswiesener Achental auf Kahlschlägen, aktuelle Verbreitung dort derzeit unklar. Meldungen hierzu sind gerne erwünscht. Eigene nähere Untersuchungen starten 2025. Die Art ist trotz Schutzmaßnahmen weiterhin vom Aussterben bedroht. Im Raum Bad Reichenhall von der Streuwiesenpflege, Windwurfflächen in Auen, und von der Kahlschlagbewirtschaftung abhängig.
Zusammenfassung: Seit der Veröffentlichung von Bräu et al. 2013 haben sich überraschende Neu- oder Wiederfunde von Tagfaltern in Bayern ereignet. Als spektakuläre Beispiele gelten dabei die Neufunde von Polyommatus damon in den Allgäuer Hochalpen, der Wiederfund von Glaucopsyche alexis für Südbayern und die Wiederfunde von Muschampia floccifera für Ostbayern. Einige Arten haben große Arealexpansionen erfahren wie zum Beispiel Pieris mannii (wohl über ganz Bayern verbreitet), Pyrgus armoricanus in Nordwestbayern, Brintesia circe in der Fränkischen Alb und in Ostbayern auch außeralb des Jurazuges oder Lycaena dispar in Ostbayern (Sage 2019 und Dumke 2022). In diesem Artikel werden die einzelnen teilweise auch überraschenden Entwicklungen dargestellt. Ebenso werden Altnachweise genannt, die bis dato nur auf unserer Datenbank gemeldet wurden wenn sie besonders spektakulär waren, wie die Funde von Euphydryas maturna im Silberbrünnl bei Aichach.
Abstract: Since the publication of Bräu et al. 2013, there have been surprising new discoveries or rediscoveries of butterflies in Bavaria. Spectacular examples include the new findings of Polyommatus damon in the Allgäu Alps, the rediscovery of Glaucopsyche alexis in South Bavaria and of Muschampia floccifera in eastern Bavaria. Some species have experienced large range expansions, such as Pieris mannii (probably widespread throughout Bavaria), Pyrgus armoricanus in north-western Bavaria, Brintesia circe in eastern Bavaria, outside the Jura range, and Lycaena dispar in eastern Bavaria (Sage 2019 and Dumke 2022). This article presents the individual developments, some of which are also surprising. We also mention old records that were previously only reported on our database if they were particularly spectacular, such as the findings of Euphydryas maturna in the Silberbrünnl near Aichach.
Arten mit Wieder- oder Neufunden in einzelnen Regionen
Heilziest-Dickkopffalter (Muschampia floccifera)
Wiedernachweis in Ostbayern aus dem Lallinger Winkl von Mario Harzheim vom 14. Juni 2019 ( https://www.schmetterlingebayern.de/beobachtung?id=177176). Der Fundort war eine magere Feuchtwiese mit Beständen des Heilziests (Betonica officinalis) südlich von Eiserding. Laut Dolek (mdl Mitt.) in ca. zehn Kilometer Entfernung auch an einer anderen Stelle nachgewiesen. In Morawietz et al. 2023 wird über die Herkunft dieser Populationen diskutiert, Funde in zwei verschiedenen Gebieten scheinen auf eine Bodenständigkeit hinzudeuten, die unauffällige Art scheint dort übersehen worden zu sein, zumal auch Altnachweise aus der Region kommen. Eine genauere Ermittlung des Verbreitungsbildes wäre dringend angeraten.
Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle)
Neunachweise für den Hinteren Bayerischen Wald bei Haidmühle von 2021 durch Michael Bäumler (https://www.tagfalterbayern.de/beobachtung?id=250034) und 2022 durch Markus Grünzinger (https://www.tagfalterbayern.de/beobachtung?id=987845). 2002 wurde eine Wiederansiedelung der Art durch eine Spenderpopulation aus den Türnitzer Alpen (Österreich) grenznah auf tschechischer Seite (Nové Údolí) begonnen. Diese war erfolgreich, wie die Arbeit von Peškařová et al. 2024 zeigt. So lassen sich auch die Funde auf bayerischer Seite erklären. Der aktuelle Status der Art in der Umgebung von Haidmühle sollte näher untersucht werden.
Abbildung 1: Lycaena helle Weibchen, Haidmühle, 14.6.2021, (Foto: Michael Bäumler)
Alexis-Bläuling (Glaucopsyche alexis)
Wiedernachweis durch Georg Stiegel für Südbayern in der Kissinger Heide am 15.6.2013 (https://www.schmetterlingebayern.de/beobachtung?id=1177581). Es handelte sich dabei um den Einzelnachweis eines Männchens. Das Habitat ist eine Verzahnung lichter Waldstrukturen mit offenen Heideflächen und bietet somit auch Coenonympha hero Lebensraum. Im südlichen Steigerwald teilen sich beide Arten teilweise auch dasselbe Habitat. Glaucopsyche alexis wurde bis in die 1950er Jahre aus Südbayern südlich von München (von Grünwald bis Wolfratshausen in lichten Hangleiten und Schneeheide-Kiefernwäldern mit Flussschotterheiden mit mehreren Fundorten) gemeldet, hatte aber auch nördlich der Stadt einige Nachweise (Bräu & Schwibinger 2001). Aus der Augsburger Umgebung gab es laut Freyer 1860 Nachweise zwischen Straßberg und Bannacker. Laut Munk 1898 Falter einzeln im Juli. Danach nicht mehr wiedergefunden, so zum Beispiel bei Käser 1955. So handelt es sich um eine bedeutende Wiederentdeckung der Art nach über 100 Jahren für den Augsburger Raum und circa 60 Jahre für Südbayern. Im Gebiet zwischen Straßberg und Bannacker konnte Boloria eunomia in einem anderen Habitattypus wiedergefunden werden (Stiegl 2021). Eine genauere Nachsuche von Mitte Mai bis Mitte Juni wäre dabei auf allen Heiden auch im Umkreis ratsam (Königsbrunner Heide, Schießplatzheide, Dürrenastheide). In Nordbayern derzeit in Ausbreitungstendenzen im Sandsteinspessart, entlang des Mains bis in das Itz-Baunach-Hügelland, so zum Beispiel regelmäßige Nachweise aus dem Vogelschutzgebeit Garstadt.
Streifenbläuling (Polyommatus damon)
Neunachweise der Art durch Herbert Stadelmann für die Bayerischen Alpen im Traufbachtal und an der Höfats von 2024. Davor konnten schon 2021 in einem YouTube-Video (Traufbachtal) und bei einer Meldung auf observation.org (2023 im Sperrbachtobel) Nachweise erbracht werden. Näheres dazu in dieser Veröffentlichung von Stadelmann, H. & Böck, O. (2024): https://blog.schmetterlingebayern.de/2024/08/17/der-grosse-esparsetten-blaeuling-oder-streifenblaeuling-polyommatus-damon-im-allgaeu-noerdlichster-fundort-in-den-alpen/. Als Habitat gelten dort steile, wahrscheinlich sporadisch nur von Gämsen beweidete, felsenreiche Blaugras-Horstseggenrasen (Urrasen), eventuell auch Rostseggenrasen mit der Raupenfutterpflanze Ononbrychis montana, welche in Bayern ebenfalls sehr selten und nur aus den Allgäuer Hochalpen und wohl angesalbt am Aggenstein bekannt ist. Neue Fundorte dieser Pflanze konnten über verschiedene Portale ermittelt werden, eventuell finden sich noch andere Populationen der Art, so in der weiteren Umgebung der Höfats. Die zwei Eiablagen erfolgten laut Stadelmann einmal in der Vegetationsmatrix an der Raupenfutterpflanze, aber auch auf dem Blatt einer anderen unbestimmten Pflanze. Besonderer neuer Altnachweis: Auerbach Grünberg von 1980 bis 1990 fünf Nachweise von Peter Huber maximal 1981 und 1985 je sieben und fünf Individuen, Erfasser Klaus Schmalzbauer. Letztnachweise: Seeberg bei Premberg 1976 Flauger, zwischen Deuerling und Laaber, Nachweise von Josef Schreiner von 1975 bis 1981 vier einzelne Belegexemplare. Erfasser Klaus Schmalzbauer. Nachweis Breitschafter 1973, ein Beleg aus Duggendorf. Erfasser: Klaus Schmalzbauer.
Abbildung 2: Habitat von Polyommatus damon in der Höfatswanne, 13.8.2024 (Foto Herbert Stadelmann)
Arten mit großen Arealexpansionen
Großer Feuerfalter ( Lycaena dispar)
Weitere Ausbreitung in Ostbayern. Im Jahr 2019 erfolgten die ersten Nachweise in Südostbayern in Altötting, Bad Birnbach, Untergriesbach und Pocking (Sage 2019).Bis 2021 zahlreiche Nachweise im Rott-Tal bis Eggenfelden sowie bei Braunau am Inn und Burghausen (Dumke 2022). Bis Ende 2024 nochmals eine deutliche Arealerweiterung entlang der Donau bis zur Isarmündung zwischen Plattling und Deggendorf im Norden, im Isartal bis Wörth sowie entlang der Isen bis nach Ampfing im Westen. Die Art breitet sich entlang von Ausgleichsflächen, Bahnstrecken oder größeren Strassenböschungen aus, kann sich dort wie in Passau auch auf einem Parkplatz von Lidl reproduzieren (Markus Dumke). Die Arbeit von Gros & Gferer 2023 zeigt, das nun auch das Bundesland Salzburg in Österreich langsam besiedelt wird. Der westlichste Fundpunkt ist die Weitwörther Au, welcher nur rund einen Kilometer von der deutschen Grenze entfernt ist. Neunachweise an der Salzach zwischen Freilassing und Laufen dürften damit auch sehr wahrscheinlich sein.
Abbildung 3: Aktuelle Verbreitung von Lycaena dispar in Südostbayern. Schwarze Kreise: Neuachweise ab 2019.
Weißer Waldportier (Brintesia circe)
Der Weiße Waldportier (Brintesia circe) war in Bayern bis Anfang der 2010er Jahre auf die Kerngebiete der Südlichen (Gailachtal, Wellheimer Trockental, Usseltal, Unteres Altmühltal) und Mittleren Frankenalb (Truppenübungsplatz Hohenfels, Täler von Lauterach, Naab, Schwarzer Laaber und im Regensburger Jura) beschränkt, wo eine deutliche Zunahme der Individuendichten auf großflächigen Magerrasen zu verzeichnen ist. Da die Tiere sehr flugaktiv sind, können sie von dort aus auch benachbarte Flächen besiedeln. Vor allem in den letzten 10 Jahren breitet sich die Art aus. Entlang der Lauterach konnte inzwischen die nördliche Frankenalb bis Edelsfeld erreicht werden. Weitere Ausbreitungen sind entlang der Naab bis ins Oberpfälzer Hügelland zu beobachten. Nach einem Einzelfund 2015 von Böck wohl nun auch in Heidenheim am Hahnenkamm bodenständig (Ohr). An der Donau Einzelfunde von Lechsend bis Donaustauf, nördlich davon mehrere Nachweise im Falkensteiner Vorwald und entlang des Regen. Dort Einzelfunde bis in den Vorderen Oberpfälzer Wald. Neuerdings auch Sichtungen aus dem Hinteren Oberpfälzer und Bayerischen Wald. Weitere Beobachtungen im Passauer Abteiland und im Neuburger Wald. Einzelfund aus dem Dürnbucher Forst von 2023 durch Hirmer (Böck 2024a).
Abbildung 4: Aktuelle Verbreitung von Brintesia circe in der Fränkischen Alb und Ostbayern. Schwarze Kreise: Nachweise ab 2011. Rechtecke Nachweise in Bräu et al. 2013.
Abbildung 5: Aktuelle Verbreitung von Pyrgus armoricanus in Nordwestbayern. Schwarze Kreise: Nachweise ab 2011. Rechtecke Nachweise in Bräu et al. 2013.
Karstweißling (Pieris mannii)
Pieris mannii hat Bayern im Sturm erobert. Nachdem die Art zuerst 2008 in Baden-Württemberg auftrat gelangen die ersten Funde in Bayern 2010 in Oberelchingen und Lindau am Bodensee (Kratochwil 2011 und Hensle 2024). Derzeit ist die Art in vielen Naturräumen vertreten, auf den ersten Blick vornehmlich mit Konzentrationen in den Ballungszentren wie München und Nürnberg-Fürth-Erlangen. Die vielen Nachweise aus der Mittleren und Südlichen Frankenalb durch Thomas Netter zeigen aber auch das die Art mittlerweile auch in den Siedlungsgebieten des ruralen Raums weiter verbreitet ist. Das aktuelle Bild von Schmetterlinge in Bayern zeigt leider deshalb auch nicht das aktuelle Bild der Gesamtverbreitung, sondern nur die Beobachtungsdichte durch die einzelnen Beobachter in den jeweiligen Regionen. Funde bis in die subalpine Zone, im Rotwandgebiet 2023 auf 1757 m beobachtet (Netter).
Abbildung 6: Aktuelle Verbreitung von Pieris mannii in Bayern. Schwarze Kreise: Nachweise ab 2011. Rechtecke Nachweise in Bräu et al. 2013.
Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae)
Carcharodus alceae hat seit der Veröffentlichung von Bräu et al. 2013 ebenfalls eine bedeutende Expansion erlebt, wobei das frühere Zentrum der Verbreitung Mittlere und Südliche Frankenalb leichte Rückgänge zu verzeichnen hat. Starke Konzentration von Nachweisen um die Ballungszentren München (isarabwärts bis wahrscheinlich zur Isarmündung), Augsburg sowie rund um Kempten. Die Karte zeigt wahrscheinlich auch nur einen Teil der aktuellen Nachweise, da es in vielen Regionen kaum Melder gibt. Ein Raupennachweis von Stadelmann auf fast 1000 Metern im Hinteren Bregenzer Wald.
Abbildung 7: Aktuelle Verbreitung Carcharodus alceae in Bayern. Schwarze Kreise: Nachweise ab 2011. Rechtecke Nachweise in Bräu et al. 2013.
Kurzschwänziger Bläuling (Cupido argiades)
Bei Cupido argiades erfolgte die Einwanderung über Nordwestbayern, die Art hat derzeit folgende Verbreitungszentren: Mittlere und Nördliche Frankenalb, München isarabwärts bis zur Donau und von dort bis zur österreichischen Grenze bei Jochenstein und die Großräume Nürnberg und Augsburg. Weitere Verbreitung auf den Mainfränkischen Platten und im Raum Aschaffenburg. Teilweise sind aber auch wieder Individuenrückgänge wie in der Südlichen Frankenalb zu verzeichnen. Es werden eindeutig niedrige Lagen und wärmebegünstigte Gebiete bevorzugt. Aus Gebieten im Allgäu sind Funde aus über 700 m bekannt.
Abbildung 8: Aktuelle Verbreitung von Cupido argiades in Bayern. Schwarze Kreise: Nachweise ab 2011. Rechtecke Nachweise in Bräu et al. 2013.
Besondere Nachweise von RL-Arten und Wanderfaltern:
Segelfalter (Iphiclides podalirius)
Iphiclides podalirius kommt in Mainfranken z. T. in hohen Individuendichten auf Kalkmagerrasen entlang des Mains und der Fränkischen Saale von Kleinochsenfurt inzwischen bis Münnerstadt regelmäßig vor und strahlt neuerdings auch in den Sandsteinspessart und das Grabfeld aus. In der Mittleren Frankenalb z. T. gute Individuendichten auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels und entlang der Lauterach und Naab z. B. bei Kallmünz. Aktuell (2024) hjöhere Individuendichten im Raum Hammelburg und bei Kallmünz. In Südbayern liegen regelmäßige Nachweise aus den Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen vor. Dort in den letzten Jahren immer wieder Funde wie am Thumsee oder entlang der Saalach von Melleck bis in den Raum Bad Reichenhall. Die Hauptvorkommen dürften im Saalachtal auf österreichischer Seite liegen (z. B. Leoganger Steinberge) und von dort nach Bayern ausstrahlen (Böck 2024b). Einzelfund 2019 aus der Cham-Further-Senke weit abseits des Vebreitungsgebietes. Windverdriftung oder da an einer Bahnlinie gelegen auch Verschleppung, sowie eine Ansalbung sind hier wahrscheinlich. Als weitere Option ist ein Zuflug über das Regental denkbar, da die Art als äußerst flugstark gilt.
Parnassius sacerdos (Alpen-Apollofalter)
Neunachweis am 14.8.2005 von Bernd Deykowski aus den Ammergauer Alpen im Kollebachtal unterhalb des Niederen Straußbergs (https://www.schmetterlingebayern.de/beobachtung?id=193844). Ob die Art dort zeitweise bodenständig oder ob es ein zugeflogenes Exemplar aus den Lechtaler Alpen war, konnte durch fehlende weitere Nachsuchen nicht eruiert werden. Diese Stelle sollte nochmals nachkontrolliert werden. der überraschende Neunachweis von Polyommatus damon für die Allgäuer Hochalpen (Stadelmann & Böck 2024) zeigt auf, das Teile der Bayerischen Alpen immer noch nicht zu 100% durchforscht sind. Zudem entspricht der Fundort dem bekannten Habitatschema, einem kleinen Bachlauf zwischen 1500 und 1750 m Höhe mit der Raupenfutterpflanze Saxifraga aizoides zudem war das Männchen frisch.
Abbildung 9: Nachweis von Parnassius sacerdos aus den Ammergauer Alpen (Kollebachtal). 14.7.2005 (Foto: Bernhard Deykowski)
Eschen-Scheckenfalter (Euphydryas maturna)
Neunachweise für Südbayern aus dem Tal der Bischofswiesener Ache zwischen Bischofswiesen bis Eisenrichter auf Kahlschlägen und lichten eschenreichen Waldbereichen mit Übergängen zu Streuwiesen, dort auch Gespinstnachweise. Neuer Altnachweis: 14.6.1984. Sammlungsbelege (1 Pärchen) von Thomas Raute erworben. Von drei regionalen Sammlern bestätigt. Donau-Isar-Hügelland, Silberbrünnl südöstlich Hollenbach (https://www.tagfalterbayern.de/beobachtung?id=854493). Das Silberbrünnl ist ein Quellmoorgebiet das jährlich vom Landschaftspflegeverband Aichach-Freidberg gepflegt wird (https://www.lpv-aichach-friedberg.de/139-landschaftspflege-im-silberbruennel.html). Lichte Waldbereiche grenzen an.
Neunachweise für die Nagelfluhkette vom Siplinger Kopf (von Michael Münz dort 2020 neuentdeckt und von Dumke 2021 bestätigt) und dem Rindalphorn (Böck 2023). Dort werden sporadisch beweidete Tälchen, die von Felsen, Schutt- und Hochstaudenfluren durchsetzt sind besiedelt.
Abbildung 10: Polyommatus eros am Siplinger Kopf in der Nagelfluhkette. 7.8.2021, Foto: Markus Dumke
Fetthennenbläuling (Scolitantides orion)
Viele Neunachweise aus dem Frankenwald seit dem Erstfund durch Gudrun Müller von 2022 (https://www.tagfalterbayern.de/beobachtung?id=844214), dort relativ weit verbreitet aber meist in geringer Stückzahl z.B. in Diabas-Steinbrüchen, in der Umgebung von Felsen oder felsigen Wegböschungen mit Raupenfutterpflanzenbewuchs (mdl. Mitt. Dolek). In der Mittleren und Südlichen Frankenalb stark im Rückgang begriffen und nur noch an zwei Stellen gefunden. Altnachweis: Kallmünz Schloßberg bis Ende der 1970er Jahre durch P. Schaider beobachtet (Kudrna & Meyer 1990).
Kleiner Wanderbläuling (Leptotes pirithous)
Funde von Dumke und Harzheim in der Unteren Isarau östlich von Dietersheim, sowie von Stadelmann südöstlich von Grünschwaige bei Oberding von 2021.
Abbildung 11: Nachweisort von Leptotes pirithous bei Oberding. 14.8. 2021, Foto: Herbert Stadelmann
Mehrere Neunachweise im Großraum München. Die Art konnte insgesamt an neun Fundorten nachgewiesen werden 2021 an sechs Stellen und 2022 an acht Stellen mit Wuchs des Kreuenzians (Gentiana cruciata) (Morawietz et a.. 2023). In dem Artikel werden verschiedene Theorien über die Herkunft der Populationen wie zum Beispiel Windverdriftung, Ansalbung, Belegung von Kreuenzianbeständen durch die Feuchtgebietsvariante (Phengaris alcon alcon) oder der Weitertranspot von Pflanzenteilen oder Eiern durch Menschen oder Tiere diskutiert (nächste Population 40-50 Kilometer entfernt), ohne zu einem eindeutigen Ergebnis zu kommen.
Großer Eisvogel (Limenitis populi)
Limenitis populi scheint im Alpenraum deutlich weiter verbreitet zu sein, wie bis dato angenommen, Stabile Vorkommen zwischen Füssen und Murnau im Ammergebirge und im angrenzenden Ammer-Loisach-Hügelland. Daneben noch eine Verbreitungskonzentration in den Allgäuer Alpen und Nagelfluhkette mit Tälern, sowie im Raum Bad Reichenhall. Fortpflanzung an Espen (Populus tremula) entlang von Bächen auf Viehweiden oder entlang von Waldwegen. Aktuelle Nachweise lassen dort noch eine weitere Verbreitung vermuten (Böck 2024c).
Abbildung 12: Aktuelle Verbreitung von Limenitis populi in den Bayerischen Alpen. Schwarze Kreise: Nachweise ab 2011. Rechtecke Nachweise in Bräu et al. 2013.
Trauermantel (Nymphalis antiopa)
Nymphalis antiopa zeigt eine weitere Verbreitung in den Bayerischen Alpen. Seit der Veröffentlichung von Bräu et al. 2013 gab es sehr viele Neunachweise vor allem in den Allgäuer Alpen und der Nagelfluhkette. Regelmäßige Nachweise in den gesamten Bayerischen Alpen, im Frühling oft häufig entlang breiter Waldwege die meist entlang von Gebirgsbächen verlaufen.
Gelbringfalter (Lopinga achine)
Die Lichtwaldart hat zahlreiche Neunachweise in den Bayerischen Alpen (Chiemgauer Alpen) und Teilen des Allgäus (Iller-Lech-Schotterplatten, Vilser Gebirge und Lech Vorberge). Verantwortlich dafür dürften im Allgäu u.a. Windwürfe und Käferkalamitäten sein. Flächen gehen bei fehlender Pflege schnell wieder verloren. Überraschender Neufund im Stuhlholz südöstlich von Sulzemoos 2023 durch Philipp Eckard : https://www.tagfalterbayern.de/beobachtung?id=981713 und Wiederfund im Donauried 2021 (Wolf).
Rostbinde Hipparchia (semele)
Hipparchia semele kommt heute nur noch in Mainfranken und in der Gegend um den Truppenübungsplatz Grafenwöhr vor. Die Nachweise im Landkreis Rhön-Grabfeld (Dünsberg, Gegend um Ostheim, NSG Unsleben) sind auf weitere Einzelwanderungen einzelner Imagines aus Thüringen zurückzuführen (dort noch stabile Populationen Eigenbeobachtung Autor). In der Südlichen Frankenalb seit 2015 kein Nachweis und von der Fröttmaninger Heide nördlich München seit 2010 (Böck 2024d). Rund um den Truppenübungsplatz Grafenwöhr der Hauptpopulation gibt es immer wieder Sichtungen einzelner Falter oft in weiterer Entfernung. Die beiden weitesten Wanderungen konnten westlich des Truppenübungsplatzes mit 7 Kilometern Entfernung am Rabenfels nordöstlich Krottensee und mit 13 Kilometern am Tannberg südwestlich von Plech beobachtet werden. Wie Beobachtungen schon im Landkreis Rhön-Grabfeld zeigen wandern einzelne Tiere von größeren Populationen ab und können oft weit davon entfernt beobachtet werden. Die Art gilt als klassischer Binnenwanderer (vgl. u.a. Hensle & Seizmeier 2024). Das dies auch noch über weitere Enfernung geschehen kann zeigt die Arbeit von De Ro et al. 2021. Hierbei konnten für Belgien mit Hilfe von Mikrosatelliten-Markern Wanderungen einzelner Falter von zwischen 13 und 69 Kilometern festgestellt werden, In einem Extremfall fand eine Wanderung von einer Küsten- zu einer Festlandpopulation von 142 Kilometern statt. Von 599 markierten Exemplaren konnte bei 1,2 % der Tiere (n=7) eine weitere Wanderung festgestellt werden. Nachweise von 1991 bis 1995 auf dem Gut Großlappen, auf der Freimanner Brenne, am Müllberg Fröttmaning und im Mallertshofer Holz, zeigten das Dispersionsverhalten dieser Art im Großraum München. Im Nordteil der Fröttmaninger Heide zuletzt 2001 (Eigenbeobachtung Böck).
Abbildung 13: Aktuelle Verbreitung von Hipparchia semele im Raum Grafenwöhr. Schwarze Kreise: Nachweise ab 2011. Rechtecke Nachweise in Bräu et al. 2013.
Besondere andere Letztnachweise
Roter Apollo (Parnassius apollo):
Diskussionswürdige besondere Altnachweise fernab des Verbreitungsgebietes: Mauern bei Neustadt an der Donau, Belegexemplare: 2 Männchen 1948 (Freude H.). Eventuell Verwechslung mit Mauern im Wellheimer Trockental. Spalt Seminarwald, 1948 (Müller 1969), der genaue Fundort ist unklar und Straubing Bogenberg (dort laut Sturm in Wagner 2016 um 1909 erloschen). Der damals wald- und gebüschfreie Bogenberg dürfte wahrscheinlich der südöstlichste Fundpunkt der Verbreitung entlang der Donau gewesen sein. Ob es sich um eine Verdriftung handelt oder eine eigenständige Population vorkam ist im Nachhinein nicht mehr nachweisbar. Das nächste uns bekannte Vorkommen existierte in circa 40 km Entfernung am Burgberg bei Donaustauf bis 1969 (Müller 1976).
Berghexe (Chazara briseis):
Viele Nachweise durch Werner Meindl und Herwig Pinsker im Oberpfälzer Jura, im Riedenburger Schambachtal (am Kreutberg bei Altmannstein zuletzt 1973 durch Hirmer) und im Unteren Altmühltal in den 1950er Jahren. Das Feldbuch ging leider nach der Auswertung für Parnassius apollo und Chazara briseis für die Diplomarbeit verloren, die Sammlung schon 1963 bei einem Umzug. Nachweise aus den Mönchrödener Kalksteinbrüchen bis 1965 (schriftl. Mitt. Gick). Nachweise aus 1972 von Eichhofen und 1979 aus der Nähe von Undorf durch Sauer. Erfasser Schmalzbauer. Einige Nachweise aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld von 1993 (Dünsberg bei Oberelsbach) über Ende der 1990er Jahre (Kleiner Lindenberg bei Ostheim vor der Rhön in 7 Exemplaren und im NSG Unsleben) bis aktuell 2020 und 2023 (Weyhershauk bei Ostheim vor der Rhön). Diese zeigen das sich immer wieder Satellitenpopulationen auf bayerischer Seite ausgehend von Expansionen auf Thüringer Seite (Hauptpopulationen auf der Hohen Geba) entstehen und dort wie am Kleinen Lindenberg in den 1980er und 1990er Jahren und am Rederkreuz bei Bad Neustadt an der Saale in den 1990er bis Mitte der 2000er Jahre immer wieder längerjährige Bestände bilden können (schriftl. Mitteilung Krämer).
Regensburger Gelbling (Colias myrmidone):
Die in Deutschland zuletzt (2000) am Hutberg bei Fischbach (Umgebung Kallmünz) beobachtete Art, hatte neben den in Bräu et al. 2013 genannten Fundorten noch zahlreiche andere Nachweise, die hier teilweise mit Letztnachweis aufgeführt werden. Die meisten wurden anscheinend bei der Literaturrecherche ( so z. B. die Arbeit von Gauckler 1963) für das Atlaswerk vergessen. Riedenburg (Fritz Müller 1910, Erfasser Schmalzbauer aus bayerischer Staatssammlung); Morsbach und Wachenzeller Tal, Krämer (1911), Schwandorf, (Knörzer 1918); Lengenfeld, Mittlere Frankenalb, (Belegexemplar) 1933 bayerische Staatssammlung, (Erfasser Schmalzbauer), Bis 1963 im Irlbachtal und bei Regenstauf (Sammlung Teichmann und Sammler, Erfasser Schmalzbauer), Oberhinkofen bis 1963 regelmäßig und Einzelfund 1966 (Segerer et al. 1987 und Weidemann 1989). Seeberg bei Premberg 1991 (Flauger jun. mdl. Mitt.).
Abbildung 14: Aktualisierte ehemalige Verbreitung von Colias myrmidone in der Mittleren und Südlichen Frankenalb mit angrenzenden Regionen. Kreise: Nachweise in Datenbank ABE. Rechtecke Nachweise in Bräu et al. 2013.
Der Dank gilt den vielen Meldern bei https://www.tagfalterbayern.de/ ohne deren Meldungen viele der Neufunde niemals bekannt geworden wären, sowie den fleißigen Mitkoordinatoren von Schmetterlinge in Bayern. Ein extra Dank an Michael Bäumler für die Zurverfügungstellung des Fotos von Lycaena helle. Meldungen an unsere Portale sind weiterhin gerne erwünscht: https://www.schmetterlingebayern.de/.
Literatur:
Bräu, M., Bolz , R., Kolbeck, H., Nunner, A., Voith, J. & W. Wolf (2013): Tagfalter in Bayern. – Stutt- gart, Ulmer. 784 S.
Bräu, M. & Schwibinger, M. (2001): Die Tagfalterfauna des Naturraumes Münchener Ebene gestern und heute (Lepidoptera, Rhopalocera), In: Nachrichtenblatt der Bayerischen Entomologen 50 (4). 152-176
De Ro, A., Vanden Broeck, A., Verschaeve, L., Jacobs, I., T’Jollyn, F., VanDyck, H. & Maes, D. (2021): Occasional long-distance dispersal may not prevent inbreeding in a threatened butterfly. BMC Ecol Evo21, 224. https://doi.org/10.1186/s12862-021-01953-z
Dumke, M. (2022): Neue Nachweise des Großen Feuerfalters Lycaena dispar ([Haworth], 1802) in Südostbayern. In: Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 21: 117–128. Faunistische Notizen (37–43)
Freyer, C. F. (1860): Die Falter um Augsburg. Ber. Naturhist. Ver. Augsburg 13: 19 – 86
Gauckler, K. (1962): Regensburger Sandbiene, Regensburger Heufalter und Regensburger Geißklee in ihrem süddeutschen Lebensraum – Hoppea – Denkschriften der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft – 1962 Band 25
Gros, P. & Gfrerer V. (2023): Lycaena dispar (Haworth, 1802), der Große Feuerfalter, eine für Salzburg neue Tagfalterart der FFH-Richtlinie (Lepidoptera: Lycaenidae) • Mitt. Haus der Natur 28: 25 – 30
Hensle, J. & Seizmair, M. (2024): Papilionidae, Pieridae, Nymphalidae, Lycaenidae und Hesperiidae 2023 (Lepidoptera, Papilionoidea) – Atalanta – 55_1-2: 3 – 76.
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Abb. 1: Weibchen von Polyommatus damon, Allgäuer Hochalpen, Höfatswanne, 13.8.2024 (Foto: Herbert Stadelmann)
Abb. 2: Männchen von Polyommatus damon, Allgäuer Hochalpen, Traufbachtal, 6.8.2024 (Foto: Herbert Stadelmann)
Zusammenfassung: Meldeportale wie https://www.inaturalist.org/, https://observation.org/, https://naturgucker.de und auch das Lepiforum (https://lepiforum.org/) bieten vielen Naturbegeisterten und Naturfotografen die Möglichkeit ihre Funde von Experten an Hand von Fotos bestimmen zu lassen, hierbei ergeben sich immer wieder sensationelle Neu- oder Wiederfunde wie aus verschiedenen Publikationen zur Kleinschmetterlingsfauna in Bayern nachgewiesen werden konnte (vgl. z.B. Arbeitsgemeinschaft Microlepidoptera in Bayern 2024). Bei den gut untersuchten Tagfaltern sind solche Funde natürlich seltener, aber wie in diesem Fall kann auch eine bayern- und bundesweit vom Aussterben bedrohte Art in einem neuen Naturraum nachgewiesen werden. Der Große Esparsetten-Bläuling (Polyommatus damon) ist in Mittel- und Osteuropa sehr stark im Rückgang begriffen und droht nun auch in Tschechien auszusterben. Der Letztnachweis erfolgte dort 2019 (Skala et al. 2023). Als ausgestorben gilt die Art in der Slowakei, Polen, Rumänien und Ungarn. In Österreich nur noch Metapopulationen in den Tiroler Alpen und Einzelnachweise aus dem Burgenland und Niederösterreich. In Oberösterreich vermutlich ausgestorben (Groß & Hauser 2014). In Deutschland auf Thüringen Truppenübungsplatz Ohrdruf und Umgebung https://www.tagfalter-thueringen.de/beobachtungen) und Thüringische Rhön (Wiederfund durch Einachweise nach 6 Jahren. mdl, Mitt. Vogel), Baden-Württemberg (Mittlere Schwäbische Alb und Ostalb, vielerorts bedeutende Bestandsrückgänge zu verzeichnen) und Bayern beschränkt, dort nur noch im Grabfeld, der Vorrhön und in niedriger Populationsdichte in der Fränkischen Alb. Näheres dazu in der Veröffentlichung von Oliver Böck: https://blog.schmetterlingebayern.de/2024/02/29/gefaehrdungslage-der-streifenblaeulings-polyommatus-damon-in-bayern/, Böck (2022) sowie Sucháčková Bartoňová et al. (2021). Umso erfreulicher war der Neufund dieser Art in den Allgäuer Hochalpen. Einem Hinweis auf die Art gab eine Meldung auf inaturalist.org.. Der Hauptautor wurde bei einer Nachsuche an zwei Stellen fündig. Insgesamt 3 Männchen und 3 Weibchen konnten dabei festgestellt werden. In diesem Artikel wird auf die aktuelle Verbreitung der Art sowie ihrer Raupenfutterpflanze Berg-Esparsette (Onobrychis montana) eingegangen, deren Verbreitung in den Nördlichen Kalkalpen ebenfalls besser durch die Meldeportale und Literaturrecherche eruiert werden konnte.
Abstract: Biological portals such as https://www.inaturalist.org/, https://observation.org/, https://naturgucker.de and also the Lepiforum (https://lepiforum.org/) offer many nature enthusiasts and nature photographers the opportunity to have their findings identified by experts, resulting in sensational new discoveries or re-discoveries, as can be seen from various publications on the moth fauna in Bavaria (see e.g. Arbeitsgemeinschaft Microlepidoptera in Bayern 2024). Such findings are of course rarer among the well-studied butterflies, but as in this case, a species threatened with extinction in Bavaria and nationwide can also be found in a new natural area. The damon blue (Polyommatus damon) is in steep decline in Central and Eastern Europe and is now also at high risk of extinction in the Czech Republic. The last record there was in 2019 (Skala et al. 2023). The species is considered extinct in Slovakia, Poland, Romania and Hungary. In Austria only metapopulations in the Tyrolean Alps and single records from Burgenland and Lower Austria. In Upper Austria probably exstinct (Groß & Hauser 2014). In Germany in Thuringia (Ohrdruf military training area and surroundings https://www.tagfalter-thueringen.de/beobachtungen) and Thuringian Rhön (rediscovery after 6 years, pers. comm. Vogel), Baden-Württemberg (Middle Swabian Alb and Eastern Alb where significant population declines have been recorded in many places) and Bavaria, there only in the Grabfeld, the Vorrhön and in low population density in the southern Franconian Alb. For more details, see the publication by Oliver Böck: https://blog.schmetterlingebayern.de/2024/02/29/gefaehrdungslage-der-streifenblaeulings-polyommatus-damon-in-bayern/, Böck (2022) and Sucháčková Bartoňová et al. (2021). The new discovery of this species in the Allgäu Alps was all the more suprising. A report on inaturalist.org gave a hint about the species, the main author found it in two places during a search. A total of 3 males and 3 females were found. This article deals with the current distribution of the species and its caterpillar food plant, the mountain asparagus (Onobrychis montana), whose distribution in the Northern Limestone Alps could also be better determined through the reporting portals and literature research.
Am 31.07.2023 wurde auf INaturalist eine Meldung im Sperrbachtobel (Allgäuer Hochalpen) von Polyommatus damon (Großer Esparsetten-Bläuling) veröffentlicht. Der Zufallsfund eines Fotografen wurde von den Projektkoordinatoren von Tagfalter in Bayern zufällig entdeckt. Der nächste bekannte Fund (von 1995) der Raupenfutterpflanze Berg-Esparsette Onobrychis montana (sehr selten in Bayern, nur in den Allgäuer Hochalpen und am Aggenstein gemeldet und RL 2 Art) befindet sich laut https://www.floraweb.de/shiny/florakarte/?taxonid=3911 nicht weit entfernt in circa 1,7 Kilometer Entfernung am Spätengundkopf. Die Beobachtung könnte ein dispergierendes Männchen gewesen sein.
Durch Thorben Krauskopf wurde dem Hauptautor Herbert Stadelmann im Oktober 2024 mitgeteilt, dass ein Video auf YouTube, aufgenommen 2021 im Traufbachtal ein Männchen von Polyommatus damon zeigt, somit gilt nun dieser als erster Fund der Art im Allgäu:
Die nächsten Beobachtungen von Polyommatus damon stammen aus Tirol in gut 25 Kilometer Entfernung zu den aktuellen bayerischen Nachweisen. Dort im Rosannatal bei Pettneu gefunden, im Inntal relativ weit verbreitet unter anderem bei Landeck, Fließ, Kauns, Serfaus, Fiss, Birkach, Nauders (Pagitz, K. & Huemer, P. (2021), observation.org., Zweitautor Oliver Böck). Desweiteren wird Polyommatus damon in den Hochlagen (entlang des Inns) auch in der Schweiz bis Sankt Moritz (https://lepus.infofauna.ch/carto/31081) gefunden. In Vorarlberg gab es vor 1980 Sichtungen in insgesamt fünf Raumeinheiten, seitdem erfolgte kein Nachweis mehr, sie gilt laut aktueller Roter Liste als ausgestorben (Huemer et al. 2022). Im Bundesland Salzburg kam Polyommatus damon bis 1957 vor (Gros 2023). So ist der Tagfalter auch außerhalb der Allgäuer Alpen in den bayerischen Nördlichen Kalkalpen nicht zu erwarten. Ob die Art bei vorherigen Kartierungen übersehen wurde, oder ob sie bedingt durch den Klimawandel erst in den letzten Jahren zugewandert ist bleibt offen. Gegen eine Zuwanderung spricht, das die Raupenfutterpflanze Onobrychis montana dort zumindest an einigen Stellen in der Alpenbiotopkartierung als häufig genannt wird, der späte Flugzeitbeginn und das äußerst steile Terrain, welches nur schwer begehbar ist. Zudem zeigen die beiden Zufallsbeobachtungen, dass die Art dispergiert. Die Männchen können Mineralien und Flüssiglkeit aufnehmend auf Kiesflächen und auf breiteren nicht asphaltierten Wegstellen entlang der Gebirgsflüsse beobachtet werden.
Vorkommen von Onobrychis montana auch im hintersten Hornbachtal (Tirol) an mehreren Stellen und ebenfalls auf Kiesen des Hornbachs (Dörr 1983). Hiermit erklärt sich auch das benachbarte Vorkommen (3-5 Kilometer entfernt) im Traufbachtal. 2024 dort aktuell gefunden (https://www.inaturalist.org/observations/225121859). Weitere Funde aus Tirol von Onobrychis montana von mageren Mähwiesen, Rinderweiden und Schafweiden im Inntal bei Nauders, Serfaus und von einer großflächigen Rinderweide bei Fiss (https://observation.org/observation/321305262/, https://observation.org/observation/275745279/, Zweitautor). Dort sicherlich weiter verbreitet. Sie wird in der neuen Roten Liste Nord- und Osttirols als gefährdet (vulnerable) geführt. und kommt zerstreut in 11–35 Quadranten vor, ein starker Rückgang von rund 25-50 Prozent des Verbreitungsgebietes und/ oder die Populationen sind zu verzeichnen. Eine künftige (weitere) Abnahme um 10–25 % ist wahrscheinlich (Pagnitz et al. 2023). Im Pflegeplan für die Fließer Sonnenhänge wurde nur die Futteresparsette Onobrychis viciifolia genannt (Falkeis et al.2016), die in den Allgäuer Hochalpen nicht heimisch ist. Funde der Futteresparsette (wahrscheinlich angesalbt) im Allgäu entlang der Bahnstrecke bei Oberstdorf und Fischen, sowie bei Vorderhindelang laut Dörr 1983. Bei Bamberger et al. 2022 wird Onobrychis arenaria die Sand-Esparsette für diesen Fundort (Fließ) aufgeführt. Sie ist in Bayern nur in der Riesalb, Mainfranken und im südlichen Steigerwald weiter verbreitet daneben meist nur Einzelnachweise aus der Südlichen Frankenalb und dem Taubertal (https://daten.bayernflora.de/de/info_pflanzen.php?taxnr=3907&suchtext=Onobrychis%20arenaria&g=&de=#name=3907,yearGrouping=1,map=7.5/49.696/10.748).
Herbert Stadelmann fand zusammen mit Felix Steinmeyer bei einer Nachsuche 2024 an Plätzen mit Nachweisen der Raupenfutterpflanze Berg-Esparsette insgesamt sechs Individuen der Art in zwei Gebieten, im Traufbachtal und an der Höfatswanne (Abbildungen 1 und 2). Dies sind die nördlichsten Funde in den gesamten Alpen. Der Zweitautor beschäftigte sich in dieser Arbeit mit der aktuellen Verbreitungsituation von Polyommatus damon und Onobrychis montana in den Nördlichen Kalkalpen und der Literatursichtung. Eigene Beobachtungen aus Tirol (Inntal zwischen Landeck und Nauders) aus den 1990er und 2010er Jahren floßen dabei mit ein. Dieser spektakuläre Fund zeugt davon, das selbst bei den Tagfaltern durch wissenschaftliche Nachsuchen noch bedeutende Neufunde in den Bayerischen Alpen getätigt werden können. Anbei das Manuskript von Herbert Stadelmann zum nachlesen.
Eine Nachsuche in einem benachbarten Tal (Fundort in 2,5 Kilometern Entfernung) durch den Hauptautoren und Felix Steinmeyer hatte Erfolg. Hier gibt es laut Dörr & Lippert 2001 ein isolierten kleinen Fundort von Onobrychis montana (Berg Esparsette) auf einer Kiesbank auf 1160m im Traufbachtal, laut Dörr 1983 unterhalb des Bettlerrückens gefunden. Es konnten zwei frisch geschlüpfte Männchen von Polyommatus damon (mit Aricia spec. [artaxerxes] und Cupido minimus) beobachtet werden die an einer Pfütze saugten (Abbildung 3).
Bei einer Nachsuche durch Markus Dumke und dem Zweitautoren am 15.8.2024 konnten lediglich die teilweise intensiv beweideten Hänge als Habitat ausgeschlossen werden. Wie in der Alpenbiotopkatierung von Michael Wecker genannt, sind die südseitigen Hänge am Trogschluss des Traufbachtals und vereinzelt Kiesbänke desselben mit der Futterpflanze bestanden. Die Habitate scheinen aber meist unbeweidete Urrasen an extrem steilen und felsdurchsetzten Stellen zu sein, teilweise mit Hangrutschungen oder alpine Kalkrasen mit Rostseggenrasen und Blaugrashalden, die nicht beweidet und sporadisch wahrscheinlich von Gemsen abgegrast werden. Auf einer kleinen Nachsuche entlang von zwei Kiesbänken konnte Onobrychis montana leider nicht festgestellt werden. Die beschriebenen Hänge waren leider zeitlich nicht zu erreichen (Abbildung 4).
Abb. 3: Nachweis von 2 Männchen von Polyommatus damon an Mineralien saugend. Allgäuer Hochalpen, 1160m, Traufbachtal, 6.8.2024 (Foto: Herbert Stadelmann)
Abb. 4: Fundort der Berg-Esparsette (Onobrychis montana) in Alpenbiotopkartierung am Zusammenfluss der Bäche der Wasserfälle. Kein eigener Nachweis, bei zeitlich sehr begrenzter Suche. Allgäuer Hochalpen, Traufbachtobel, 1400m, 15.8.2024 (Foto: Oliver Böck)
Sonst ist Onobrychis montana nur an wenigen Stellen, um die Höfats bekannt, was sehr steiles Gelände bedeutet. Für trittsichere und schwindelfreie Bergsteiger gibt es einen Weg zur Bivakschachtel über die Höfatswanne (Höfats SW Flanke). Dort hat Herbert Stadelmann am 29.7.2013 Onobrychis montana (ohne Falter) flächig gesehen (Abbilungen 5 und 6). Beschrieben wird dies auch bei Dörr & Lippert (2001).
Abb. 6: Fundort der Berg-Esparsette (Onobrychis montana), Allgäuer Hochalpen, Höfatswanne, 29.7.2013 (Foto: Herbert Stadelmann)
Am 13.8.24 waren der Hauptautor und Felix Steinmeyer Gebietsbetreuer Allgäuer Hochalpen vom LfV auf der Suche nach Polyommatus damon an der Höfatswanne (Höfats SW) im äußerst schwierigen Gelände erfolgreich! Auf ca. 1750 m waren ca. drei Weibchen mit Eiablage und ein Männchen. Aufgrund des z.T. unzugänglichen Geländes untersuchten wir nur ein kleines Teilgebiet von 1650 bis 1750 m mit ca. 270 qm. Es bestand aus alpinen Rasen (Blaugras-Horstseggenrasen) durchsetzt mit Jura Kalkstein, plattig bis dünnbankig z. T. mit Hornsteine > „Malm-Aptychenschichten“ (Abbildung 7).
Abb. 7: Habitat von Polyommatus damon, Allgäuer Hochalpen, Höfatswanne, 1750m, 13.8.2024 (Foto: Herbert Stadelmann)
Die Tiere flogen ab ca. 11 Uhr, da die Sonne ca. gegen 9:30 Uhr das Gebiet erreichte. Die Bergesparsette war großteils verblüht oder abgebissen (wohl von Gämsen). Die Eiablage war in der Nähe vegetationsarmer Bodenplatten. Es wurden zwei Eier gefunden. Auch waren hier schwarze Ameisen (unbestimmt) sichtbar. Die Eiablage erfolgte nicht an der Verzweigung der Tragblattachseln, sondern einmal in der Vegetationsmatrix an Onobrychis montana, aber auch auf dem Blatt einer anderen unbestimmten Pflanze (Abbildung 8).
Abb. 8: Ei von Polyommatus damon, Allgäuer Hochalpen, Höfatswanne, 1750m, 13.8.2024 (Foto: Herbert Stadelmann)
Da nur ein kleiner Ausschnitt (ca. 10% bis 20% der potentiellen Habitate) in der Höfatswanne die vegetationskundlich von Seslerion-Sippen mit Caricion ferrugineae-Elementen in der Alpenbiotopkartierung von Michael Wecker untersucht wurde, ist nun schwer abschätzbar wie groß der Lebensraum für Polyommatus damon ist. Es ist abhängig von der Verbreitung der Futterpflanze im Gebiet, wie auch der Höhenverbreitung von Polyommatus damon.
Es wäre nun spannend ob die Art auch an der Höfats Ost (Seilhenker, Oberes Loch, Rotes Loch, Im Platt) auch vorkommt. Hier ist auch die Futterpflanze Berg-Esparsette – Onobrychis montana (häufig im „Roten Loch“ und am Fuße der Kleinen Höfats > Alpenbiotopkartierung von Michael Wecker) vorhanden und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch die Art hier anzutreffen (Abbildung 9).
Abb. 9: Allgäuer Hochalpen, Geländeübersicht Höfats Ost mit Nachweisen von Onobrychis montana. 10.7.2016 (Foto: Herbert Stadelmann)
Das Gelände ist nicht ganz so gefährlich wie auf der andere Seite. Erreichbar über das Oytal und die Käser-Alpe. Als weitere Gebiet kämen die benachbarten Flächen an der Gieseler Wand und die steinigen Flächen zwischen den Höllhörnern und dem Mitteleck für eine Nachkontrolle in Frage.
Bitte sehr umsichtig im sehr steilen Gelände bewegen, da alpine Gefahren nicht zu unterschätzen sind (Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unbedingte Vorraussetzung).
Desweiteren ist es interessant zu klären, ob Polyommatus damon benachbart zum Traufbachtal auch auf Tiroler Seite im Hornbachtal zu finden ist, auch dort ist die Raupenfutterpflanze nachgewiesen. Reproduziert sich Polyommatus damon auf beiden Seiten, handelt es sich um einen Verbund der Populationen von Onobrychis montana und wie ist die Verbreitungssituation der beiden Arten im Traufbachtal wären interessante Fragen für Folgeuntersuchungen. Außerdem sollte auch einmal am Aggenstein (wohl angesalbte Population von Onobrychis montana laut Dörr 1967 am Ostgipfel), am Linkerskopf im Bacherlochtal laut bayernflora.de (zuletzt 2002) und am Spätgundkopf (Nachweis von 1995, https://www.floraweb.de/shiny/florakarte/?taxonid=3911) nach Polyommatus damon nachkontrolliert werden. Ebenfalls im Stillachtal auf einer Mähwiese in der Nähe des Söllerecks (größere Bestände von Onobrychis spec.: https://observation.org/observation/319723144/) und unterhalb des Fellhorns (https://www.inaturalist.org/observations/245991874 und https://www.inaturalist.org/observations/141279141). Möglicherweise ist Onobrychis montana und mit ihr Polyommatus damon doch weiter verbreitet, aber das Reproduktionsareal ist sicherlich sehr klein. Naturfreunde und Fotografen sollten nach Polyommatus damon an feuchten Wegstellen entlang der Flussläufe oder benachbarter unasphaltierter Strassen der montanen bis alpinen Höhenstufe Ausschau halten. Meldungen zu dieser Art sind sehr gerne auf dem Portal der ABE Tagfalter in Bayern erwünscht. Die Genetik der Art in den Allgäuer Hochalpen sollte ebenfalls gebarcodet und mit Individuen aus dem Tiroler Inntal und den anderen bayerischen Populationen verglichen werden. Laut einer alten Arbeit von Schawerda (1924) gehören die Bestände von Polyommatus (Lycaena) damon Nordtirols und der Ostschweiz zu der Form ultramarinus, da angeblich die Männchen in einem anderen mehr ultramarinen Blau leuchten. Die Entwicklung eines Schutzkonzepts und eine gründliche Kartierung der Flächen nach Tag- und, Nachtfaltern sowie Kleinschmetterlingen wären weitere Optionen.
Weitere Infos zur Futterpflanze Berg-Esparsette – Onobrychis montana
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Der Faulbaum-Glasflügler (Synanthedon stomoxiformis) zählt zu den seltensten Glasflügler-Arten Bayerns. Er bewohnt trockenwarme Lebensräume mit Vorkommen seiner Wirtspflanzen Faulbaum (Frangula alnus) und Kreuzdorn (Rhamnus cathartica). Die Hauptverbreitungsgebiete in Bayern sind die Nördliche Frankenalb und die Mainfränkischen Platten. Aufgrund von Eutrophierung und unsachgemäßer Pflege ihrer Lebensräume ist die Art vom Aussterben bedroht. Eine effektive Nachweismethode ist die Suche nach den Schlupfröhren, die von den Raupen angelegt werden.
Abstract
Synanthedon stomoxiformis is one of the rarest species of clearwing moths (Sesiidae) occurring in Bavaria. It is found in xerothermic habitats with its host plants alder buckthorn (Frangula alnus) and common buckthorn (Rhamnus cathartica). The two main distribution areas of S. stomoxiformis in Bavaria are the Northern Franconian Jura and Lower Franconia. The species is regionally threatened with extinction due to eutrophication and inadequate nature conservation management. An effective method for detecting the species is searching for small tubes which the larvae construct of scrapings and silk in order to pupate and hatch from as adults.
Die Glasflügler (Sesiidae) sind eine Gruppe tagaktiver Nachtfalter, deren Vertreter auf den ersten Blick an Hautflügler wie zum Beispiel Wespen erinnern (Mimikry). Die Falter werden trotz ihrer Tagaktivität nur selten beobachtet. Auch die Raupen leben verborgen in ihren Fraßgängen im Stamm oder der Wurzel der Wirtspflanzen.
Eine der seltensten und am stärksten gefährdeten Arten in Bayern ist der Faulbaum-Glasflügler, auch Kreuzdorn-Glasflügler genannt (Abb. 1). Auf der Roten Liste steht sie in Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht) (Segerer et al. 2022). Sie ist nur in trockenwarmen Lebensräumen zu finden. Die Falter besuchen Blüten, werden aber nur selten beobachtet. Die Wirtspflanzen der Raupen sind der Faulbaum (Frangula alnus) und der Echte Kreuzdorn (Rhamnus cathartica) (Bartsch 1997). Auf der Südlichen Frankenalb und entlang von Lech und Isar kommt mit dem Felsen-Kreuzdorn (Rhamnus saxatilis) eine weitere potenzielle Wirtspflanze vor (SNSB 2024), die für Bayern noch nicht belegt ist. Es werden nur wärmebegünstigte, gut besonnte Sträucher genutzt. Die Raupe, deren Entwicklung wahrscheinlich zwei Jahre dauert, frisst im Holz unter der Rinde einen Gang im Wurzelhalsbereich knapp unter der Bodenoberfläche. Als Nahrung dient vermutlich der zuckerreiche Pflanzensaft und nicht das Holzgewebe selbst. Zur Verpuppung baut die Raupe eine Röhre aus Genagsel und Seide, die über die Bodenoberfläche reicht und aus der später der Falter schlüpft (Bartsch 1997). Diese Schlupfröhren sind arttypisch und gut für den Nachweis der Art geeignet (siehe unten).
Abbildung 1: Männchen des Faulbaum-Glasflüglers (Synanthedon stomoxiformis). Regensburg, Juni 2024. Foto: Markus Dumke.
Ein Hauptgrund für die Gefährdung des Faulbaum-Glasflüglers ist der Nährstoffeintrag in seine Lebensräume (Eutrophierung), die zu einer höheren Vegetation führt und damit das warme Mikroklima am Fuß der Wirtssträucher beeinträchtigt. Ein weiterer ist die teilweise zu rigorose Pflege von Magerrasen durch den Naturschutz, wenn bei Entbuschungsmaßnahmen auch die Brutsträucher des Glasflüglers entfernt werden (Bittermann 1997, Segerer et al. 2022).
Der Faulbaum-Glasflügler ist in allen bayerischen Regierungsbezirken nachgewiesen. In Nordbayern sind Vorkommen auf der Südlichen, Mittleren und Nördlichen Frankenalb bekannt. Außerdem wurde sie im Obermainischen Hügelland, in der Umgebung von Rothenburg ob der Tauber (Hohenloher und Haller Ebene) und auf den Mainfränkischen Platten gefunden (Bittermann 1997, Arbeitsgruppe Schmetterlinge Deutschlands 2024). Aktuelle Funde liegen aus der Mittleren und Nördlichen Frankenalb sowie aus Unterfranken vor. Im nördlichen Unterfranken konnten durch gezielte Suche nach den Schlupfröhren einige zuvor unbekannte Vorkommen entdeckt werden (Arbeitsgruppe Schmetterlinge Deutschlands 2024, ABE 2024). Es ist wahrscheinlich, dass durch diese Methode weitere neue Nachweise erbracht werden könnten, v.a. in der Südlichen und Mittleren Frankenalb. Denkbar sind auch Vorkommen in Mittelwäldern. Aus Südbayern gab es, seit die Art dort 1790 von Jacob Hübner erstmals für die Wissenschaft beschrieben wurde (Friedberg bei Augsburg), über 200 Jahre lang keine Nachweise. 2010 und 2018 wurde der Faulbaum-Glasflügler dann in den Donauauen bei Ingolstadt erstmals wieder in Bayern südlich der Donau gefunden. Als Lebensraum dient dort eine sogenannte Brenne (Morawietz et al. 2019). So werden in Altbayern und Schwaben offene, trockenwarme Habitate innerhalb der Auwälder entlang der großen Flüsse bezeichnet. Möglicherweise kann die gezielte Nachsuche auf Brennen an Donau, Lech und Isar weitere Nachweise der Art bringen.
Geeignete Nachweismethoden für Synanthedon stomoxiformis sind die Anlockung der männlichen Falter mit künstlich hergestellten Pheromonen (Sexuallockstoffen) und die Suche nach den Schlupfröhren. Zur Anlockung mit Pheromonen bringt man an warmen, sonnigen Tagen spezielle Fallen mit dem entsprechenden Lockstoff an Hecken oder Sträuchern in den vermuteten Lebensräumen aus und hält vor Ort nach anfliegenden Faltern Ausschau. Hierfür kann z.B. das „myo“-Pheromon verwendet werden, das eigentlich für den Apfelbaum-Glasflügler (Synanthedon myopaeformis) konzipiert ist, aber auch den Faulbaum-Glasflügler anlockt (Pühringer 2024). Der Nachteil der Methode ist, dass die Flugzeit der Falter zwischen Mai und Juli (Bartsch 1997) regional und je nach Witterungsverlauf variiert und der passende Zeitraum zum Nachweis ohne Vorerfahrung leicht verpasst werden kann.
Die Suche nach den Schlupfröhren kann dagegen ganzjährig erfolgen, da diese nur langsam verwittern und auch noch lange nach dem Schlupf des Falters gefunden werden können. Sofern man die Wirtsgehölze auch ohne Laub erkennen kann, ist die Suche im Winter an milden Tagen zu empfehlen. Dann ist der Unterwuchs weniger dicht, was die Suche erleichtert. Zudem fehlen „störende“ Insekten wie Ameisen. In Gebieten mit hoher Populationsdichte von S. stomoxiformis ist das Erkennen der Sträucher meist schwieriger als die anschließende Suche nach den Schlupfröhren. Zunächst sucht man nach möglichst warmstehenden Faulbäumen oder Kreuzdornen, z. B. an südlich ausgerichteten Hecken, Böschungen oder Trockenmauern. Diese sollten keinen dichten Unterwuchs aufweisen. Eine niedrige und lockere Gras- oder Krautschicht ist nicht hinderlich, am besten ist jedoch eine offenliegende Moosschicht (Abb. 4 + 5). Auch Sträucher, die in Kalkscherben- oder Geröllfluren wachsen, können befallen sein. Die nachrutschenden Steine erschweren an solchen Standorten jedoch die Suche.
Abbildung 2: Frische, noch geschlossene Schlupfröhre des Faulbaum-Glasflüglers. Münnerstadt, Dezember 2023. Foto: Maximilian Schmucker.Abbildung 3: Zwei ältere Schlupfröhren mit Schlupfloch des Falters. Mühlbach (Bad Neustadt a. d. Saale), Dezember 2023. Fotos: Maximilian Schmucker.
Die Schlupfröhren befinden sich meist direkt an der Stammbasis der Wirtsträucher oder einige Zentimeter entfernt (Abb. 4). Sie sind zwischen wenigen Millimetern und 15 cm lang und immer ca. 1 cm dick (Bartsch 1997). Nur sehr alte Röhren sind durch die Verwitterung manchmal dünner. Frische Röhren sind rötlich braun (Abb. 2), ältere dunkelbraun oder fast schwarz (Abb. 3). Manchmal kann man die Röhren sofort wenige Zentimeter aus der Moos- oder Streuschicht ragen sehen. Die Erfolgsquote ist allerdings deutlich höher, wenn man diese Schicht vorsichtig entfernt (im Umkreis von ca. 10 cm um die Stammbasis). Moose sollten aus Rücksicht auf andere (überwinternde) Insekten und Kleintiere danach wieder zurückgelegt und leicht angedrückt werden. Oft sind an einem Strauch mehrere Schlupfröhren zu finden. Hat man durch visuelle Suche eine Schlupfröhre gefunden, kann man sich auch die haptische Beschaffenheit einprägen. Die Röhren sind sehr zäh und elastisch, fast gummiartig. So kann man die Röhren an schwer einsehbaren Stellen ertasten, z.B. wenn sich auf der hinteren Stammseite eine Hecke befindet. Man sollte darauf achten, keine frischen Schlupfröhren (ohne deutliches Schlupfloch) zu entfernen, da sich darin noch Raupen befinden können bzw. die Röhren noch weiter ausgebaut werden. Eine gute Anleitung für den Einstieg in die Schlupfröhrensuche gibt Toni Kasiske in diesem Video: Die Suche nach dem Faulbaum-Glasflügler (Synanthedon stomoxiformis) im Winter – YouTube.
Abbildung 4: Zwei Schlupfröhren an der Basis eines mehrstämmigen Faulbaums. Die Moosschicht wurde teilweise entfernt. Münnerstadt, Dezember 2023. Foto: Maximilian Schmucker.Abbildung 5: Habitat von Synanthedon stomoxiformis mit besetztem Faulbaum in einem ehemaligen Steinbruch. Münnerstadt, Dezember 2023. Foto: Maximilian Schmucker.
Literatur
ABE [Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Entomologen] (2024): Schmetterlinge in Bayern. https://www.schmetterlingebayern.de/, abgerufen am 17.09.2024.
Arbeitsgruppe Schmetterlinge Deutschlands (2024): Die Schmetterlinge Deutschlands. Verbreitungskarte Kreuzdorn-Glasflügler (Synanthedon stomoxiformis (Hübner, 1790)). https://www.schmetterlinge-d.de/Lepi/EvidenceMap.aspx?Id=440126, abgerufen am 17.09.2024.
Bartsch, D. (1997): Synanthedon stomoxiformis (Hübner, 1790) – Faulbaum-Glasflügler (S. 101-105). In G. Ebert [Hrsg.]: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Bd. 5: Nachtfalter III. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. 575 S.
Bittermann, J. (1997): Beitrag zur Kenntnis der Bionomie, Verbreitung und Gefährdung des Faulbaum-Glasflüglers Synanthedon stomoxiformis (HÜBNER, 1790) in Bayern (Lepidoptera: Sesiidae). Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 2: 131-139.
Morawietz, B., Gottschaldt, K. & Frankenhauser, T. (2019): Bemerkenswerte rezente Sesiidae-Funde in Bayern mit einigen verhaltensbiologischen Beobachtungen (Lepidoptera, Sesiidae). Nachrichtenblatt der bayerischen Entomologen 68 (1/2): 26-35.
Pühringer, F. (2024): Pheromone attraction of clear wing moths (Lepidoptera: Sesiidae). https://www.sesiidae.net/pheromon.htm, abgerufen am 17.09.2024.
Segerer, A. H., Grünewald, T., Haslberger, A., Morawietz, B. & Wolf, W. (2022): Rote Liste und Gesamtartenliste Bayern – Kleinschmetterlinge – Lepidoptera, Teil I: Wicklerartige bis Zünslerfalter: Tortricoidea bis Pyraloidea. Herausgegeben vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU).
Bild 1: Streifenbläuling Männchen, Gailachtal, 8. Juli 2015 (Foto Oliver Böck)
Bild 2: Streifenbläuling Weibchen, Gailachtal, 25. Juli 2013 (Foto: Markus Dumke)
Aussterbeprozesse von Tagfalter lassen sich an Hand von jahrelangen eigenhändigen Aufzeichnungen und Literaturrecherche in manchen Gebieten besonders gut darstellen. Polyommatus damon ist im Untersuchungsgebiet der Südlichen Frankenalb ein Bewohner von niedrigwüchsigen mageren und lückigen Kalkmagerrasen mit reichlichen Beständen der Raupenfutterpflanze Futteresparsette (Onobrychis viciifolia). Dabei handelt es sich meist um Hänge in südwestlicher bis südöstlicher Exposition. Daneben werden noch Initialmagerrasen mit Esparsettenbeständen in den Steinbrüchen oder Wegböschungen besiedelt. Der Streifenbläuling war früher in der Südlichen Frankenalb mit einigen Fundorten vertreten und zeigte in einigen Gebieten eine weitere Verbreitung wie zum Beispiel in den Steinbrüchen und Magerrasen rund um Solnhofen und im Gailachtal. Dort kam er durch die günstige Verzahnung von Steinbrüchen und Kalkmagerrasen in einem Metapopulationssystem vor. Heute gibt es im ganzen Gebiet wahrscheinlich nur noch eine isolierte Population, die trotz Pflegemaßnahmen kurz vor der Extinktion steht.
In der Südlichen Frankenalb war die Verbreitung schon immer auf die Altmühl, die Anlauter, die Donau und das Wellheimer Trockental beschränkt. Schmid (1885) hat die Art in der Umgebung von Kelheim nachgewiesen, dort von Metschl und Sälzl (1923) nicht mehr gefunden. Diese führten das Gebiet entlang der Donau zwischen Bad Abbach und Oberndorf, sowie die Mattinger Hänge an. Ein Vorkommen an der Anlauter bei Emsing. In der Gegend um Eichstätt war die Art zu Beginn des 20. Jahrhunderts häufig, wie die zahlreichen Blütenbeobachtungen belegen (Bachmann 1912). Knörzer (1918) nannte sie sogar als sehr häufig für den Juli und den August. Müller (1976) fand die Art um Dollnstein und im Wellheimer Trockental. Wahrscheinlich aus dem Katzental stammt der von Thöny (1995) angegebene Fund von 1973. Noch in den 1980er und Beginn der 1990er Jahren war die Art nicht selten in den Magerrrasen und Steinbrüchen in der weiteren Umgebung von Solnhofen bis in das Treuchtlinger Schambachtal. Ein starkes Vorkommen bei Haunsfeld (Dolek 1994) wurde nachweislich durch die Umstellung der Beweidung durch die UNB in den 1990er Jahren ausgerottet, denn gezielte Nachsuchen in den 2000er Jahren erbrachten keine Bestätigung des Vorkommens mehr.
Noch Anfang der 2000er Jahre konnte der Streifenbläuling auf folgenden vier Flächen regelmäßig und teilweise in größerer Stückzahl nachgewiesen werden. Mörnsheim Blauberg und Horstberg mit Steinbrüchen, Mühlheim Lorenzberg und Tagmersheimer Leite mit Steinbrüchen (Übersicht der Fundorte in Bild 3). Die letzten Beobachtungen aus den direkt umgebenden Flächen rund um Mühlheim stammen alle von 2006. Hiefür dürften unter anderem falsche Beweidungszeitpunkte verantwortlich sein. Der letzte Fund aus einem anderen Gebiet stammt von einem Weibchen aus den Steinbrüchen in der Langenaltheimer Haardt ebenfalls aus dem selben Jahr. Danach konnte die Art zwischen 2006 und 2010 nicht mehr wiedergefunden werden. Am Horstberg erfolgten zwei Nachweise in den letzten 10 Jahren, während sie bis 2020 in den Magerrasen am Blauberg mit Steinbruch regelmäßig gefunden wurde, meist an den selben Stellen, teilweise mit mehreren Exemplaren so in den Jahren 2013 und 2015. Der aktuelle Letztnachweis am Horstberg stammt aus dem Jahr 2022. Aktuell konnten am Blauberg wieder einzelne Individuen nachgewiesen werden.
Der aktuellste Fundort ist der magerste und lückigste im ganzen Hangbereich, der nun wieder mit deutlich besseren Onobrychis-Vorkommen bestanden ist, was an der auf die Art mittlerweile abgestimmten Beweidung liegt (Bild 4).
Bild 3: Ehemalige und aktuelle Verbreitung des Streifenbläulings in der Umgebung von Solnhofen
Bild 4: Teilausschnitt des Habitats des Streifenbläulings, Gailachtal, 19. Juli 2013 (Foto: Thomas Netter)
Nachdem die Art 2023 nicht mehr gefunden wurde, konnten 2024 wieder einzelne Individuen nachgewiesen werden. Es besteht weiterhin ein sehr hohes Aussterberisiko trotz einer nun seit mehreren Jahren auf Polyommatus damon abgestimmten Beweidung. Ein Grund dafür liegt in der Vertrocknung der Esparsetten in den letzten heißen Sommern. Die Keimung der Pflanzen verlief nicht optimal und es wurden nur selten kräftige und vitale Bestände gefunden, welche bei der Eiablage präferiert werden. Jede Meldung ist gerne auf unserem Portal erwünscht.
Ein besonderer Dank gilt Dieter Kleiser für die Übermittlung von Daten bei Mühlheim aus den 1990er Jahren.
Literatur:
Bachmann, M. (1912): Beobachtungen über blütenbesuchende Insekten in der Eichstätter Alp. – Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 003: 14-16.
Dolek, M. (1994): Der Einfluss der Schafbeweidung von Kalkmagerrasen in der Südlichen Frankenalb auf die Insektenfauna (Tagfalter,Heuschrecken). Agrarökologie Bd. 10, 126 S., Haupt Verlag, Bern.
Knörzer, A. (1918): Beiträge zur Kenntnis der mittelfränkischen Insektenfauna. Beilage Wissenschaftliche Beilage zum Jahresberichte der katholischen Universität Eichstätt 1917/18. 1-15.
METSCHL, C., SÄLZL, M. (1923): Die Schmetterlinge der Regensburger Umgebung unter Berücksichtigung früherer Arbeiten, insbesondere der „Lepidopteren-Fauna der Regensburger Umgegend mit Kelheim und Wörth von Anton Schmid. 1. Teil: Großschmetterlinge.
Müller, R. (1976): Die Tagfalter aus den Beobachtungsgebieten Augsburg-Donauwörth-Neuburg/D.-Eichstätt-Dollnstein-Mühlheim.
Schmid, A. (1885): Die Schmetterlinge der Regensburger Umgegend mit Kehlheim und Wörth.
Thöny, H. (1995): Beitrag zur Schmetterlingsfauna der Region Ingolstadt/Eichstätt Dokumentation der Großschmetterlinge von Ingolstadt und seiner Umgebung – facetta – Berichte der Entomologischen Gesellschaft Ingolstadt e.V. – Supp1: 1 – 255.
Foto 1: Hofdame, Landkreis Bad Kissingen, 10. Mai 2009 (Foto: Maximilian Schmucker)
Foto 2: Hofdame, Landkreis Forchheim, 8. Mai 2010 (Foto Jürgen Mayrock)
Summary: Unfortunately, there is no precise overview of the distribution of many extremely attractive and rare moth species in Bavaria. This article aims to close one of these gaps to a large extent. The new findings of the Brown Tiger Moth (Arctia aulica) in the Main Franconia region were a good reason to check old literature data and to map the current distribution of the species as accurately as possible. In doing so, own behavioral observations of adults and caterpillars are discussed and the current and, as far as reconstructable, former situation in the individual natural areas is presented. Endangerment factors are also mentioned and the habitat is described in words and pictures. Where appropriate, there are suggestions for follow-up searches and the form of current maintenance of the areas is discussed. In order to illustrate the value of these areas, the authors name further valuable species of these mostly very xerothermic biotopes. The current distribution in Main Franconia is described in detail, a further distribution can be assumed along highway embankments and surrounding areas. The habitats there are less xerothermic than in other regions. As the species only occurs extremely locally in Germany and is listed as threatened with extinction in the current Red List, it should also be treated as a priority in maintenance measures, as it only has reasonably stable populations in two other federal states (Thuringia and Brandenburg), Bavaria has a special responsibility to preserve the species. Reports can be submitted to the portal https://www.schmetterlingebayern.de/.
Leider gibt es zu vielen äußerst attraktiven und seltenen Nachtfalterarten keine genaue Übersicht über deren Verbreitung in Bayern. Eine dieser Lücken soll mit diesem Artikel weitgehend geschlossen werden. Durch die Neufunde der Hofdame (Arctia aulica) in Mainfranken war dies ein gegebener Anlass alte Literaturangaben zu prüfen und die aktuelle Verbreitung der Art möglichst genau abzubilden. Dabei wird auf eigene Verhaltensbeobachtungen der adulten Tiere eingegangen und die aktuelle und so fern rekonstruierbar ehemalige Situation in den einzelnen Naturräumen dargestellt. Dabei werden ebenfalls Gefährdungsfaktoren genannt und das Habitat in Wort und Bild gezeigt. Wo sinnvoll, gibt es Anregungen zur Nachsuche und die Form der aktuellen Pflege der Flächen wird erörtert. Um die Wertigkeit dieser Gebiete darzustellen, nennen die Autoren weitere wertgebende Arten dieser meist sehr xerothermen Biotope. Die aktuelle Verbreitung in Mainfranken ist genau dargestellt, eine weitere Verbreitung kann man entlang von Autobahnböschungen und umgebenden Flächen vermuten. Die Habitate sind dort weniger xerotherm wie in anderen Regionen. Da die Art in Deutschland nur äüßerst lokal vorkommt und in der noch aktuellen Roten Liste als vom Aussterben bedroht geführt wird, soll sie ebenfalls prioritär bei Pflegemaßnahmen behandelt werden, da sie sonst nur noch in zwei anderen Bundesländern (Thüringen und Brandenburg) halbwegs stabile Vorkommen besitzt, hat Bayern eine besondere Verantwortung zum Erhalt der Art. Meldungen können gerne in das Portal https://www.schmetterlingebayern.de/ eingegeben werden.
Die Hofdame (Arctia aulica) aus der Unterfamilie der Bärenspinner (Arctiinae), ist in Bayern sehr lokal in verschiedenen Naturräumen vertreten. Die Männchen fliegen tagsüber meist am späten Vormittag und um die Mittagsstunden und kommen nicht ans Licht, während sich die Weibchen meistens in der Vegetation verkriechen. Im Raupenstadium ist die Art deutlich einfacher nachzuweisen. Hierzu eignen sich besonders zwei Zeiträume: An den letzten warmen Herbsttagen laufen die Larven in ihrem Habitat auf der Suche nach Überwinterungsverstecken in der für Bärenspinner typischen schnellen Gangart herum und sind dann besonders entlang von Wegen leicht zu entdecken. Oft findet man dort auch tote Larven. Im Spätwinter oder im zeitigen Frühjahr verlassen die Raupen an den ersten warmen Tage ihre Verstecke wieder und begeben sich auf Nahrungssuche, wobei sie wiederum umherlaufend angetroffen werden können. Manchmal werden die Raupen auch einige Wochen später auf der Suche nach einem Verpuppungsplatz noch einmal gefunden. Im letzten Raupenstadium sind die Haarbüschel auf dem Rücken und an den Seiten der Larven auffallend fuchsrot gefärbt (Foto 8). Unmittelbar vor und nach der Überwinterung gefundene Larven sind meist nur an der unteren Körperhälfte rötlich gefärbt (Foto 6). Auffallend sind besonders die sehr langen Haare am Hinterleib. Nachdem Meldungen zu dieser Art bis in die Mitte der 2010er Jahren spärlich waren, ergaben sich teilweise überraschende Neufunde in Mainfranken in gut untersuchten Gebieten.
Laut Metschl & Sälz 1932-35 war die Art fast gewöhnlich für viele Lokalitäten im Kalk- und Granitgebiet um Regensburg, Einst an der Naab und der Donau. Neumayr et al. 1987 konnten die Art nur noch um Kallmünz feststellen, dort damals schon stark gefährdet und seit 2008 (Kallmünz, Eicher Berg) nicht mehr gefunden, trotz einiger Nachsuchen. Die lückigen flechtenreichen Erdseggenrasen sind nur noch kleinflächig vorhanden. Die besiedelten Bereiche unterhalb der Felsen verbuschen zusehends (Foto 2). Rückgang ebenfalls durch Bromisierung der Magerrasen (mehr Grasaufwuchs durch Stickstoffeinträge) sowie die Umstellung der Beweidung von Hütehaltung auf Koppelhaltung mit zu hoher Besatzdichte, was sich auch auf andere Arten wie den Westlichen Quendelbläuling (Pseudophilots baton) äußerst negativ auswirkte. Beide Arten kommen dort nicht mehr vor. Das gleiche Schicksal könnte auch die Regensburger Sandbiene (Andrena aberrans) ereilt haben. Seit 2010 dort, trotz intensiver Nachsuchen nicht mehr gefunden, damals noch Nachweise vom Schloßberg Naabtalhang und vom Hirmesberg.
Foto 3: Ehemaliges Habitat der Hofdame, Kallmünz, Eicher Berg, Letztnachweis 2008, 28. Juni 2021. Foto: Oliver Böck
Ein Nachweis von 2004 aus dem Unteren Altmühltal (Südliche Frankenalb) konnte in den letzten Jahren nicht bestätigt werden. Gemähte Flächen sind verzahnt mit Steinschutthalden mit Nachweisen zur Rotflugeligen Ödlandschrecke (Oedipoda germanica). An der Brandt bei Kelheim kommt diese seltene Heuschrecke ebenfalls vor, eine erfolgreiche Wiederentdeckung der Hofdame ist eventuell noch möglich. Wahrscheinlich aus den Plattenkalk-Steinbrüchen oder Magerrasen in deren Umgebung bei Wintershof stammen zwei Belegexemplare aus den Jahren 1973 und 1983 (Thöny 1995). Das Gebiet ist bekannt für seine reiche Fauna. Parnassius apollo, Polyommatus daphnis und auch hier Oedipoda germanica sind zu nennen. Geeignete Habitate finden sich im Landkreis noch an verschiedenen Stellen unter anderem am Doktorberg und benachbarten Hängen bei Eichstätt oder in den verschiedenen Steinbrüchen zwischen Eichstätt und Langenaltheim. Am Hahnenkamm im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wäre eine Nachsuche von Interesse, da dort ebenfalls ehemalige Branntkalkentnahmestellen und scherbenreiche sowie flechtenreiche und lückige Kalkmagerrasen bestehen.
In der Nördlichen Frankenalb im Staffelberggebiet und Umgebung ehemals weiter verbreitet. Letztnachweis von 1995 am Staffelberg und am Morgenbühl. Aktuelle Situation dort unklar wie Im Weismainjura wo ebenfalls von der Kötteler Leite ein Nachweis aus 1995 stammt (Hacker 1995). Ein Vorkommen bei Forchheim. Dort aktuell in einem xerothermen, steilen, felsigen und lückigen Magerrasen gefunden (Foto 4). Dieser weißt ebenfalls einen Anteil an Kalkschuttfluren auf und wird durch eine gemischte Schaf- und Ziegenherde (Merinoschafe und Burenziegen) beweidet Diese wird außerhalb der für die Hofdame relevanten Flächen gepfercht. Teilbereiche werden teilweise zweimal bestossen. Weitere ehemalige Fundorte werden in Wittstadt (1960) genannt, leider ohne präzises Datum. Daneben noch ältere Funde aus dem Muschelkalkzug zwischen Bayreuth und Kulmbach dort zuletzt 1993 (schriftl. Mitt Gick), bei Bayreuth 1964 (Rössler 1969). Gemein ist allen Fundorten, dass die Art einst auf allen Flächen mit anderen xerothermen Arten wie z.B. der Berghexe (Chazara briseis) gemeinsam vorkam. Weidemann & Leitz (1995) nannten die Hofdame, zusammen mit dieser, als Charakterart der Werkkalkstufe scherben- und flechtenreichen Magerrasen unter anderem in der näheren Umgebung zu Branntkalkentnahmestellen am Morgenbühl und am Staffelberg. Die Kötteler Leite ist ein felsenreicher xerothermer Hang von dem es von 2015 bis 2018 Nachweise von Parnassius apollo gibt (Geyer 2019). Leider sind diese Vorkommen durch Verbuschung und Eutrophierung bedroht. Art ist für Massenwechsel durch Prädatoren und den Befall mit der Pilzart Empusa aulicae bekannt. Am Staffelbergplateau damals durch Düngung verschwunden.
Foto 4: Hofdame Larvalhabitat, felsenreicher und lückiger Magerrasen im Landkreis Forchheim, 10. April 2009 (Foto: Jürgen Mayrock)
Überraschenderweise derzeit viele Neufunde.in Mainfranken. Einerseits auf der Marktheidenfelder Platte in einem Kalkmagerrasen und auf einem steinigen Bahndamm festgestellt. Andererseits auf der Wern-Lauer-Platte regelmäßig in durch Wintermahd offengehaltenen, in früherer Zeit beweideten Kalkmagerrasen (dort auch Falternachweise). Diese Pflegeform besteht auf Grund eines Wasserschutzgebietes. Gute Bestände des Zahnflügelbläulings (Polyommatus daphnis) (Böck 2024), andere wertgebende Arten wie der Streifenbläuling (Polyommatus damon) erst kürzlich ausgestorben. Die Hofdame wurde schon von Stöckert (1978) dort beobachtet. In jüngster Zeit auch Nachweise entlang der 2005 fertiggestellten Autobahn A 71. Eine weitere Verbreitung in den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld erscheint möglich, da die Autobahnböschungen in Kombination mit den Ausgleichsflächen als gut verzahnter Ausbreitungskorridor dienen könnten. Gesucht werden sollte entlang von steinigen Straßenböschungen an benachbarten Wegrändern, Magerrasen und Trockenwiesen, vor allem in der Nähe der Autobahn. Beispiele hierfür sind die Ausgleichsflächen und Strassenböschungen zwischen der Ausfahrt Bad Kissingen Oerlenbach bis zum Esenberg südöstlich von Strahlungen und am Autobahnkreuz Bad Neustadt, Diese Flächen werden teilweise gemäht. Die Art scheint in Mainfranken auch andere Ersatzhabitate wie Bahnstützdämme anzunehmen, dort und in benachbarten Magerrasen sollte genauer nach ihr gesucht werden, Funde vor allem auf der Wern-Lauer-Platte teilweise nicht so xerotherm wie in der Literatur oft angenommen (Fotos 5 und 6).
Foto 5: Larve der Hofdame im Habitat, Landkreis Bad Kissingen,15. Februar 2024 (Foto: Maximilian Schmucker)
Foto 6: Hofdame Larvalhabitat auf einer Kalkmagerrasen-Lichtung im Landkreis Rhön-Grabfeld, 24. Februar 2024 (Foto: Maximilian Schmucker)
Foto 7: Hofdame jüngeres Larvalstadium auf einer Kalkmagerrasen-Lichtung im Landkreis Rhön-Grabfeld, 24. Februar 2024 (Foto: Maximilian Schmucker)
Zudem findet sich die Hofdame im Naturraum Passauer Abteiland und Neuburger Wald an zwei Strassenböschungen. Im Gegensatz zu allen anderen aktuellen bayerischen Fundorten hier auf Urgestein (Granit) und nicht auf Kalk. Der Fundort (Foto 8) ist durch seinen xerothermen Charakter gekennzeichnet und leider durch Verbuschung bedroht. Eine ständige Nachpflege (Entbuschungsmaßnahmen) ist dringend notwendig. Weiterhin ein großes Aussterberisiko durch die Isolation und das Überfahren der umherwandernden Raupen. Ein Pflegeplan muss dabei gezielt auf diese Art abgestimmt werden. Desweiteren durch Stickstoffeinträge (Bromisierung) gefährdet. Die Festuca-Horste auf felsigen Untergrund sind dort das Larvalhabitat. Kratochwill fand auch eine erwachsene Raupe an Spitzwegerich (Plantago lanceolata) und ein Eigelege an Salbei-Gamander (Teucrium scorodonia) (www.schmetterlinge-deutschland.de). Der lückige Charakter der Fläche gehört dringend erhalten, über rohbodenöffnende Maßnahmen muss dringend nachgedacht werden.
Foto 8: Hofdame Lebensraum Strassenböschung, 13. Mai 2018 Landkreis Passau (Foto: Oliver Böck)
Foto 9: Hofdame erwachsene Raupe, Landkreis Passau, 22. März 2024 (Foto: Dr. Rudi Ritt)
Insgesamt ist die Hofdame weiterhin bundesweit vom Aussterben bedroht. Aufgrund der geringen Verbreitung in Deutschland besitzt Bayern eine hohe Verantwortung zur Erhaltung der Art. Zusammen mit den Beständen in der Oberlausitz und Thüringen dürften die bayerischen Vorkommen die stabilsten sein. Die oben genannten Gefährdungsursachen müssen reduziert (auch Gefährdung der umherwandernden Raupen durch PKW`s und Fahrräder möglicherweise durch Hinweisschilder zu minimieren) und eine genauere Untersuchung zu den Populationen in Mainfranken und im Staffelberggebiet sollte dringend angestossen werden. Dabei sollte man speziell auf die Habitatansprüche achten, um ein optimales Pflegeregime für Arctia aulica zu gewährleisten. Meldungen zur Art sind auf unserem Portal gerne erwünscht. Die aktuelle Verbreitung kann ebenfalls hier abgerufen werden.
Dieser Artikel wurde von Maximilian Schmucker (vor allem Beobachtungen zu den neuen Vorkommen in Mainfranken) und Oliver Böck (Literaturrecherche, Gefährdungs- und Schutzmaßnahmen in den Gebieten außerhalb Mainfrankens), gemeinsam erstellt.
Ein besonderer Dank gilt den Bildliferanten Dr. Rudi Ritt und Jürgen Mayrock, sowie in memoriam Manfred Gick für die Überlassung seiner Daten zu interessanten Arten.
Onilneliteratur:
Böck, O.: Gefährdungslage des Zahnflügelbläulings (Polyommatus daphnis) in Bayern. Blog zu Schmetterlinge in Bayern. https://blog.schmetterlingebayern.de/2024/03/30/gefaehrdungslage-des-zahnfluegelblaeulings-polyommatus-daphnis-in-bayern/
Kratochwill, M. (2024): Arctia aulica – Artseite der Spezies: http://www.schmetterlinge-deutschland.de/mod/arten-portraits.php?gruppe=ALLE&familie=ALLE&gattung=ALLE&art=aulica&dtname=ALLE&submit_ok=Portraits%20anzeigen&thumbgroesse=klein&bildgroesse=klein&mainindex=none&arten_zusatzindex=ON&sortorder=kr_nr&openmethod_ag=_blank&resultpage=arten-portraits. abgerufen am 20.04.2024
Literatur:
GEYER, A. (2019): Der Apollofalter im Kleinziegenfelder Tal – Erhaltung und Sicherung der letzten Population in der Fränkischen Schweiz.– ANLiegen Natur 41(1): 113–122, Laufen
Hacker, H. (1995): Bestandsentwicklung und -rückgang einheimischer Schmetterlinge in diesem Jahrhundert, dargestellt am Beispiel des Landkreises Lichtenfels (nördlichster Frankenjura) (Insecta: Lepidoptera). Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 1: 97–149.
Metschl, C. & Sälzl, M. (1932-35): Die Schmetterlinge der Regensburger Umgebung. Dt. Ent. Z. Iris 46 (1932): 144-152; 47 (1933) 41-59, 167-187; 48 (1934) 78-104, 161-183; 49 (1935) 58-64. Dresden.
Neumayr, L., Segerer, A.H., Fenzl, P.; Neuner, A. (1987): Interessante „Makrolepidopteren“ – Funde aus Regensburg und Umgebung (2) (3. Beitrag zur Kenntnis der Schmetterlingsfauna von Regensburg) – Galathea, Berichte des Kreises Nürnberger Entomologen e.V. – 3: 128 – 140.
Rössler, G. (1969): Schmetterlingsbeobachtungen am Untersteinacher Weinberg. Teil 2: Spinner und Schwärmer — Berichte der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Bayreuth 13 – Seite 149-162.
Stöckert, B. (1978): Die Spinner und Schwärmer des Bamberger Umlandes – Bericht der naturforschenden Gesellschaft Bamberg – 53: 100 – 143.
Thöny, H. (1995): Beitrag zur Schmetterlingsfauna der Region Ingolstadt/Eichstätt Dokumentation der Großschmetterlinge von Ingolstadt und seiner Umgebung – facetta – Berichte der Entomologischen Gesellschaft Ingolstadt e.V. – Supp1: 1 – 255.
Weidemann, H.J. & Leitz, F. (1995): Zu Rückgang bzw. Verschwinden von xerothermen Schmetterlingen und Heuschrecken in der nördlichen Frankenalb – unter Berücksichtigung der traditionellen Bewirtschaftungsform „kleinbetriebliche Branntkalkgewinnung“ – Bericht der naturforschenden Gesellschaft Bamberg – 70: 47 – 76.
Wittstadt, H. (1960): Die Großschmetterlinge des Regnitzgebietes – Bericht der naturforschenden Gesellschaft Bamberg – 37: 62 – 154.
Felshalden-Flechtenbärchen, Landkreis Kelheim, 03. Juni 2017 (Foto: Oliver Böck)
Summary: Setina roscida is a diurnal moth from the subfamily of the beetle moths (Arctiinae), it is considered the leading species of variegated earth lichen communities. In Bavaria, the nominate species Setina roscida roscida is found, while the populations in north-eastern Germany belong to the subspecies Setina roscida kuhlweinii. It is one of the rarest moth species in Germany and current records (after 2010) of the nominate species exist outside Bavaria only from the Nahe in Rhineland-Palatinate. This article describes the current population situation of the species, which is threatened with extinction throughout Germany and Bavaria, with a special focus on the current occurrences in Bavaria. Through literature research, the former distribution of the species could be determined in more detail. Observations on the behavior of the larvae as well as the habitat preferences (rocky steppe heaths and and xerotherm sedge grasslands) of this species are presented. In addition, information is provided on the current endangerment situation, on protection and conservation measures and on other special species with which Setina roscida shares former and current habitats, such as the spider species Eresus sandaliatus. Distinctive features of Setina irrorella, which also occurs at the flight site near Kelheim, are mentioned. Searches in Main Franconia are of particular importance, as the last records from there date back to 2012. Potential and former habitats there are mentioned, while the author has searched along the rivers Laaber and Naab several times without success. Please report the species to the portal https://www.schmetterlingebayern.de/
Das Felshalden-Flechtenbärchen (Setina roscida) ist ein tagaktiver Nachtfalter aus der Unterfamilie der Bärenspinner (Arctiinae), Es gilt als Leitart von Bunten Erdflechtengesellschaften. In Bayern kommt die Nominatart Setina roscida roscida vor, während die Populationen in Nordostdeutschland zur Unterart Setina roscida kuhlweinii gerechnet werden. Sie ist eine der seltensten Nachtfalterarten in Deutschland und aktuelle Nachweise (nach 2010) zur Nominatart existieren außerhalb von Bayern nur noch von der Nahe in Rheinland-Pfalz. In diesem Artikel wird die aktuelle Bestandssituation der bundes- und bayernweit vom Aussterben bedrohten Art dargelegt, mit speziellen Blick auf die aktuellen Vorkommen in Bayern. Durch Literaturrecherche konnte die frühere Verbreitung der Art näher eruiert werden. Beobachtungen zum Verhalten der Larven, sowie die Habitatpräferenzen (Felssteppenheiden und xerotherme Erdseggenrasen) dieser Art werden aufgezeigt. Daneben finden sich noch Angaben zur aktuellen Gefährungslage, zu Schutz- und Pflegemaßnahmen und zu anderen besonderen Arten mit der sich Setina roscida die ehemaligen und aktuellen Lebensräume teilt, wie zum Beispiel mit der Spinnenart Eresus sandaliatus. Unterscheidungsmekrmal zu Setina irrorella, die auch am Flugort bei Kelheim vorkommt, werden genannt. Von besonderer Bedeutung sind Nachsuchen in Mainfranken, da von dort zuletzt Nachweise von 2012 stammen. Potentielle und ehemalige Habitate dort werden genannt, während der Autor entlang der Flüsse Laaber und Naab mehrmals erfolglos gesucht hat. Meldungen zur Art bitte an das Portal https://www.schmetterlingebayern.de/
Beobachtungen der Art von 11-17 Uhr, gegen 15 Uhr durch Steffen Schmidt Nachweise zu Paarungsflügen wo bis zu fünf Individuen gefunden werden konnten (https://forum.lepiforum.org). Zumindest unter Zuchtbedingungen und bei Gabe von befeuchtetem Moos konnte er die Raupen in der letzten Haut unter tags beobachten. Seine Beobachtungen werden hier wörtlich übernommen: „Im Schatten oder bei Bewölkung ganztags, bei praller Sonne nur in schattigen Ritzen zwischen Steinen und Moos, welches sie dann wurzelseitig als Nahrung nahmen. Bei der kleinsten Störung, etwa stärkerem Wind oder Bewegung, verkrochen sich die Raupen auch bei Bewölkung – um die Nahrungsaufnahme an den Wurzeln von Moosen und Flechten fortzusetzen. Steinflechten werden genommen, aber nur, wenn diese Abends befeuchtet werden, wie es auch im Lebensraum passieren dürfte. Richtig heiße und trockene Bedingungen scheinen die Raupen problemlos zu überstehen, sie nehmen dann jedoch in der Zucht (meiner Erfahrung nach) keine Nahrung am Tage auf… für Raupennachweise dürfte ein bewölkter Tag Ende März oder Anfang April durchaus vielversprechend sein, am besten Morgens bis etwa 11 Uhr“. Die gefundenen Raupen wurden nur zur Bestimmung eingetragen, da am Fundort auch das Trockenrasen-Flechtenbärchen (Setina irrorella) vorkommt, die geschlüpften Falter wieder punktgenau im Habitat ausgesetzt. Daneben gelang auch der Nachweis einer 2. Generation (https://forum.lepiforum.org). Zur Hauptflugzeit werden regelmäíg 15-30 Exemplare gefunden.
Setina roscida war in Bayern vornehmlich im Oberpfälzer Jura (Mittlere Frankenalb sowie im östlichen Teil der Südlichen Frankenalb) sehr lokal verbreitet. Ein zweiter Verbreitungsschwerpunkt lag in den Mainfränkischen Erdseggenrasen, Nachweise dort auch aus den 1990er Jahren (Tannert 1994 und Weidemann & Köhler 1996). Wahrscheinlich aus den Plattenkalk-Steinbrüchen bei Wintershof stammen vier Meldung zwischen 1979 und 1985 (Thöny 1995). Zudem führt sie Wittstadt (1960) aus der Nördlichen Frankenalb für folgende Orte auf: Abhänge der Ruine Streitberg (Funde von 1922-1934), östlich von Veilbronn (1947) und einmal im Aufseßtal (1952). Bei Nachsuchen im Bereich der ehemaligen Fundorte bei Laaber, Undorf, Deuerling (Metschl & Sälzl 1932-35) auf der Kelheimer Brannt und Kallmünz (Schloßberg, Eicher Berg, Hirmesberg) gelang leider kein Nachweis. Erdseggenreiche, flechtenreiche und steile teilweise felsdurchsetzte Magerrasen existierten dort bis Ende der 2000er Jahren an der Pfarrerplatte und dem Eitelberg zwischen Deuerling und Undorf, am Martinsberg bei Laaber, am Eicher Berg und Hirmesberg bei Kallmünz. Heute dort nur noch kleinflächig zu finden, u.a. durch Eutrophierung oder Koppelhaltung der Flächen. Der in Segerer et al. 2013 genannte Fundort im Landkreis Kelheim konnte in letzter Zeit auch aktuell bestätigt werden.
Felshalden-Flechtenbärchen aktueller Fund, Landkreis Kelheim, 20. Mai 2024 (Foto: Oliver Böck)
Felshalden-Flechtenbärchen-Larve beim Fraß im Habitat, durch Zucht bestätigt, Landkreis Kelheim, 30. März 2018 (Foto: Steffen Schmidt), Falter wurden nach dem Schlupf wieder im Habitat ausgesetzt.
Felshalden-Flechtenbärchen Larvalhabitat, Landkreis Kelheim, 03. Juni 2017 (Foto: Oliver Böck)
Lebensraum Landkreis Kelheim, 13. Mai 2024 (Foto: Oliver Böck)
Art ist für ihre extremen Habitatansprüche bekannt. Sie mag es steil und sudöstlich bis sudwestlich exponiert. Die steinige, lückige und rohbodenreiche Felssteppenheide mit reichlich Erd- und Felsflechtenbewuchs muss dringend durch Beweidung in Hütehaltung offen gehalten werden. Zudem sollte über rohbodenöffnende Maßnahmen auf bromisierteren Flächen am Oberhang nachgedacht werden, die zur Vergrößerung der Habitatflächen führen. Derzeit dürfte die eigentliche Habitafläche nur zwischen einem und 1,5 Hektar betragen. Dort auch Funde von anderen bedeutenden xerothermen Insektenarten wie der Italienischen Schönschrecke (Calliptamus italicus) oder des Libellen-Schmetterlingshafts (Libelloides coccajus). Desweiteren konnte Steffen Schmidet mehrmals die Silberperlenwanze (Jalla dumosa, RL-Bayern 1) ebenda und an einem benachbarten Hang beobachten. Nachweise der Spinnenart Eresus sandaliatus, die daneben noch bei Kallmünz (Schloßberg, Eicher Berg, Hirmesberg) und am Eitelberg bei Undorf beobachtet wurde. Eine Koppelung der Flächen ist dringend zu vermeiden. Derzeit ist die Art im Gebiet stabil aber alleine die Isolation des Fundortes kann schnell zu einem Totalverlust führen.
Aktuell am 13.5.2024 vier Männchen und am 20.5.2024 drei Männchen und ein Weibchen. Die Population scheint kleiner geworden zu sein und die Art dürfte akut vor dem Aussterben stehen. Männchen waren sehr unruhig und flogen bei der kleinsten Störung auf.
In Mainfranken besitzt die Art aktuell ein Vorkommen das letztmalig 2012 bestätigt wurde (https://forum.lepiforum.org). Diese Meldungen konnten durch den Autor auf Grund der Punkte auf der Hinterflügeloberseite, welche der Schwesterart Setina irrorella in den Mittelgebirgen fehlen, genau bestimmt werden, zudem sind die frühe Flugzeit (Start in den ersten drei Maiwochen) und die geringere Größe weitere Indizien für Setina roscida. Eine eigene Nachsuche dort am 5.Mai 2017, bei bedecktem Himmel ergab ein Verdachtstier, welches aber leider nicht gekeschert werden konnte. Durch gezielte Beobachtungen sollte an allen ehemaligen Fundorten mit gut ausgeprägten flechtenreichen Erdseggenrasen wie am Giebel bei Eußenheim, am Ammerfeld bei Aschfeld, im NSG Grainberg-Kalbenstein und an der Ruine Homburg nach der Art dringend Ausschau gehalten werden. Hier muss die Beweidung der Flächen dringend erhalten werden, was sich auch positiv auf Arten wie Hipparchia semele oder Pyrgus carthami auswirkt.
Vorerst letzter Fundort (2012) in Mainfranken: lückiger Erdseggenmagerrasen bei Eußenheim, 5. Mai 2017 (Foto: Oliver Böck)
Insgesamt muss festgestellt werden, dass die Art weiterhin akut vom Aussterben bedroht ist und nur alleine durch naturschutzfachliche Pflegemaßnahmen erhalten werden kann. Dabei ist dringend zu beachten den äußerst lückigen Charakter der Felssteppenheide beizubehalten und die Größe des Larvalhabitats zu vergrößern, denn davon profitieren auch andere hochgradig gefährdete Arten. Ein Monitoring ist dringend angeraten, da die wenigen Funde 2024 einen großen Anlass zur Besorgnis bieten. Über ein Zuchtprogramm sollte ebenfalls nachgedacht werden, da Steffen Schmidt aus den vier eingetragenen Raupen auch vier Falter erhielt, so scheint eine Erhaltungszucht wie sie es zum Beispiel in Tschechien für mehrere Arten unter anderem für die Berghexe (Chazara briseis) gibt, eine gute Option für den Erhalt zu sein (https://www.jarojaromer.cz/wp-content/uploads). Dieses Zuchtprogramm führte zur Wiederetablierung der Art an mehreren Stellen (Sucháčková Bartoňová et al. 2021). Im Moment ist der Fundort im Landkreis Kelheim der aktuellste in ganz Deutschland. Nachweise aus dem Kyffhäuser in Thüringen sind schon fast 20 Jahre alt, aktuell wahrscheinlich nur noch an der Nahe (Rennwald et al. 2011, Schuhmacher 2012). In der Unterart Setina roscida kuhlweinii zuletzt 2013 in Brandenburg (https://www.schmetterlinge-brandenburg-berlin.de). Somit trägt Bayern fast alleine die Verantwortung für dieses besondere Kleinod unserer einheimischen Fauna. Die Ermittlung über noch bestehende Vorkommen auf Mainfrankens Erdseggenrasen sollte ebenfalls eine besondere Priorität geniessen, um Artenhilfsmaßnahmen dort zu starten. Meldungen an unser Portal sind dringend erwünscht. Zur sicheren Bestimmung sollte auf Fotos der Hinterflügelunterseite geachtet werden. Die Verbreitung der Art ist ebenfalls dort zu finden, solange die Literaturangaben mit Datum oder genauerer Fundortangabe versehen waren.
Besonderer Dank an Dr. Steffen Schmidt für das Larvalfoto, zu den ökologischen Beobachtungen im Habitat und bei der Zucht.
Metschl, C. & Sälzl, M. (1932-35): Die Schmetterlinge der Regensburger Umgebung. Dt. Ent. Z. Iris 46 (1932): 144-152; 47 (1933) 41-59, 167-187; 48 (1934) 78-104, 161-183; 49 (1935) 58-64. Dresden.
Rennwald, E.; Sobczyk, T. & Hofmann, A. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Spinnerartigen Falter (Lepidoptera: Bombyces, Sphinges s.l.) Deutschlands. – In: Binot-Hafke, M.; Balzer, S.; Becker, N.; Gruttke, H.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G.; Matzke-Hajek, G. & Strauch, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 243-283
Segerer, A.H; Lichtmannecker, P.; Haslberger, A.; Grünewald, T. (2013): Bemerkenswerte Schmetterlingsfunde aus Bayern im Rahmen laufender Projekte zur genetischen Re-Identifikation heimischer Tierarten (BFB, GBOL) – 3. Beitrag (Insecta: Lepidoptera) – Nachrichtenblatt der Bayerischen Entomologen – 062: 2 – 9.
Schumacher H. (2012): Biotoppflegemaßnahmen in der Gemeinde Schloßböckelheim – Melanargia – Nachrichten der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V. – 24: 45 – 47.
Sucháčková Bartoňová, A.; Konvička, M.; Marešová, J.; Bláhová, D.; Číp, D.; Skala, P.; Andres, M.; Hula, V.; Dolek, M.; Geyer, A.; Böck, O.; Kadlec, T.; Faltýnek Fric, Z. (2021): Extremely Endangered Butterflies of Scattered Central European Dry Grasslands Under Current Habitat Alteration. Insect Systematics and Diversity. Volume 5, Number 5 – 1-18.
Tannert, R. (1994): Erhebungen zur Schmetterlingsfauna 1988 bis 1990 (Lepidoptera) Kalkhochplateau und exponierte Trockenrasenhänge westlich Aschfeld/Unterfranken – Galathea, Berichte des Kreises Nürnberger Entomologen e.V. – 10: 107 – 120.
Thöny, H. (1995): Beitrag zur Schmetterlingsfauna der Region Ingolstadt/Eichstätt Dokumentation der Großschmetterlinge von Ingolstadt und seiner Umgebung – facetta – Berichte der Entomologischen Gesellschaft Ingolstadt e.V. – Supp1: 1 – 255.
Weißer Waldportier Kopula, Landkreis Kelheim, 26. Juni 2014 (Foto: Markus Dumke)
Weißer Waldportier Raupe, Landkreis Kelheim, 21. Mai 2022 (Foto: Markus Dumke)
Der Weiße Waldportier (Brintesia circe) war in Bayern bis Anfang der 2010er Jahre auf die Kerngebiete der Südlichen (Gailachtal, Wellheimer Trockental, Usseltal, Unteres Altmühltal) und Mittleren Frankenalb (Truppenübungsplatz Hohenfels, Täler von Lauterach, Naab, Schwarzer Laaber und im Regensburger Jura) beschränkt, wo eine deutliche Zunahme der Individuendichten auf großflächigen Magerrasen zu verzeichnen ist. Da die Tiere sehr flugaktiv sind, können sie von dort aus auch benachbarte Flächen besiedeln. Vor allem in den letzten 10 Jahren breitet sich die Art aus. Entlang der Lauterach konnte inzwischen die Nördliche Frankenalb bis Pommelsbrunn erreicht werden. Weitere Ausbreitungen sind entlang der Naab bis ins Oberpfälzer Hügelland zu beobachten. An der Donau Einzelfunde von Vohburg bis Donaustauf, nördlich davon mehrere Nachweise im Falkensteiner Vorwald und entlang des Regen. Dort Einzelfunde bis in den Vorderen Oberpfälzer Wald. Neuerdings auch Sichtungen aus dem Hinteren Oberpfälzer und Bayerischen Wald. Weitere Beobachtungen im Passauer Abteiland und im Neuburger Wald. In der Südlichen Frankenalb inzwischen auch entlang der Wissinger und Weißen Laaber. Auf kleineren Magerrasen entlang der Donau östlich von Donauwörth. An der Altmühl fast geschlossenes Fluggebiet zwischen Treuchtlingen und Kelheim. Die Art scheint eine der wenigen zu sein, die vom Klimawandel und der aktuellen Pflege der Flächen profitieren und von der Vergrasung einiger Flächen nicht.betroffen zu sein scheint. Vereinzelt auf mesophilen Grünland wie zum Bespiel im Falkensteiner Vorwald auch in höheren Individuendichten beobachtet. Andererseits wie im Vorderen Oberpfälzer Wald ein Exemplar auf einem Granitxerothermrasen. Neufunde dürften bestimmt im Raum Chamer-Further-Senke im Regental zu tätigen sein. Alle Meldungen bitte gerne ins Portal stellen. Die weitere Ausbreitung der Art und die Reproduktion in den neu besiedelten Gebieten sollte weiter beobachtet werden.
Segelfalter, Landkreis Regensburg, 28. April 2022 (Foto: Thomas Netter)
Segelfalter Raupe, Landkreis Eichstätt, 3. Juli 2022 (Foto: Thomas Netter)
Der Segelfalter (Iphiclides podalirius) kommt in Mainfranken z. T. in hohen Individuendichten auf Kalkmagerrasen entlang des Mains und der Fränkischen Saale von Kleinochsenfurt inzwischen bis Münnerstadt regelmäßig vor und strahlt neuerdings auch in den Sandsteinspessart und das Grabfeld aus. In der Mittleren Frankenalb z. T. gute Individuendichten auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels und entlang der Lauterach und Naab z. B. bei Kallmünz. Aktuell (2024) bedeutende Funde im Raum Hammelburg und bei Kallmünz. An der Schwarzen Laaber zwischen Schönhofen und Laaber durch Pflegemaßnahmen in den letzten Jahren leider nicht mehr gefunden. Gleiches gilt für die Südliche Frankenalb entlang der Unteren Altmühl zwischen Riedenburg und Kelheim. In den großflächigen Magerrasen und Steinbruchgebieten zwischen Eichstätt und Solnhofen noch regelmäßig und teilweise in guten Individuendichten. Ein Einzelnachweis von 2019 bei Chamerau am Regen dürfte auf Verdriftung oder Verschleppung zurückzuführen sein. In Südbayern liegen Nachweise aus den Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen vor. Dort in den letzten Jahren immer wieder Funde wie am Thumsee oder im Raum Bad Reichenhall. Die Hauptvorkommen dürften im Saalachtal auf österreichischer Seite liegen (z. B. Leoganger Steinberge) und von dort nach Bayern ausstrahlen. Eine Reproduktion der Art auf bayerischer Seite ist möglich. Eine Nachsuche in diesem Gebiet wäre ab jetzt von Interesse, Meldungen bitte gerne ins Portal. Durch den Klimawandel wird sie in ihren Kerngebieten häufiger und zeigt wie in Mainfranken deutliche Ausbreitungstendenzen. Sie ist aber weiterhin durch unsachgemäße Pflegemaßnahmen gefährdet.
Steppenheide-Würfel-Dickkopf, Landkreis Main-Spessart, 1. Juni 2022 (Foto: Korbinian Schrauth)
Der Steppenheide-Würfel-Dickkopf (Pyrgus carthami) ist in Bayern zuletzt noch in zwei Naturräumen nachgewiesen worden. Vermutlich ist er aber inzwischen auf der Mittleren Frankenalb erloschen. Als Gründe werden eine zu geringe Beweidungsintensität und eine Beweidung zur Hauptflugzeit vermutet. Gezielte Nachsuche blieb erfolglos. Die letzten Nachweise wurden 2010 am Eitelberg bei Undorf und 2015 am Schloßberg bei Kallmünz erbracht. In Mainfranken besteht noch eine Metapopulation in den steingen und rodbodenreichen Erdseggenmagerrasen um Karlstadt, Gambach über den Truppenübungsplatz bis ins Fränkische Saaletal bei Hammelburg. Vereinzelt noch bei Marktheidenfeld in einem Steinbruch. Außerdem im Grabfeld bei Unsleben und Mittelstreu sowie bei Ostheim/Rhön am Weyhershauk. Die Art ist als vom Aussterben bedroht einzustufen und die derzeitige Habitatpflege dringend zu erhalten und zu verbessern. Bedroht durch Aufgabe intensiver Beweidung in Hütehaltung (Sukzession), Bromisierung durch Stickstoffeintrag und Koppelbeweidung.