Aktuelle Gefährdungslage und Neufunde des Maivogels (Euphydryas maturna) in Bayern 2025

Abbildung 1: Euphydryas maturna Männchen, Landkreis Berchtesgadener Land, 1. Juni 2022, (Foto: Oliver Böck)

Abbildung 2: Euphydryas maturna Weibchen, Chiemgauer Alpen, 17. Juni 2025 (Foto: Annette Schulten)

Abbildung 3: Maivogel Jungraupen mit Raupengespinst am Veronica longifolia, Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, 30. Juli 2021 (Foto: Oliver Böck)

Der Maivogel (Euphydryas maturna) besiedelt derzeit zwei Naturräume. In den Mittelwäldern des Südlichen Steigerwaldes konzentriert er sich auf eine Metapopulation im NSG Gräfholz-Dachsberg und den umliegenden Waldgebieten. Ein Vertragsnaturschutzprogramm für den Wald (VNP Wald) sichert die Aufrechterhaltung der Bewirtschaftung, aber zunehmende Verbuschung mit Schlehen, trockene Sommer mit Austrocknung von Feuchtflächen und das Eschentriebsterben sind auch für dieses Vorkommen eine Bedrohung. In den letzten beiden Jahren (2024/2025) sind die Bestände auf sehr niedrigem Niveau. Die Art ist bekannt für ihre Populationsschwankungen, aber die Bestände scheinen trotz der Naturschutzmaßnahmen derzeit nicht davon zu profitieren. Ein weiteres Problem ist das sehr hohe Besucheraufkommen im NSG Gräfholz-Dachsberg. Dieses Jahr waren auch „Interessierte“ mit Keschern aus den Beneluxstaaten unterwegs. Nachsuchen im ehemals gut besiedelten Ezelheimer Mittelwald waren zuletzt erfolglos.

Auf feuchten Kahlschlägen im Hügelland, Waldaußenrändern entlang von Streuwiesen und in Windwurfflächen der Saalachauen bei Marzoll kommt die Art lokal im Raum Bad Reichenhall vor. So sind zum Beispeil auf den Kahlschlägen im Gebiet des Högl (Abbildung 5) nur äußerst geringe Individuendichten und wenige Gespinstfunde zu beobachten. Es besteht eine Verbindung zu Vorkommen im Bundesland Salzburg (so z. B. auf Flächen im Umfeld des Untersbergs beim Freilichtmuseum), die aber als deutlich besser zu bewerten sind.

Im Umfeld aktuell Funde im Bischofswiesener Achental auf Kahlschlägen, aktuelle Verbreitung dort derzeit unklar. Beim Aufsuchen von vier Flächen (zwei mit Nachweisen, zwei höher gelegene Bereiche) zusammen mit Benjamin Morawietz konnte am 22.6. kein Falternachweis erbracht werden. An den beiden Nachweisflächen waren wir wahrscheinlich zu spät für die Flugzeit und die höher gelegenen Flächen waren fast gänzllich frei von Eschen. Derzeit läuft ein Artenhilfsprogramm der Regierung von Oberbayern, das sowohl die Kartierung der bekannten Flächen bei Bad Reichenhall, als auch die Nachsuche im Tal der Bischofswiesener Ache beinhaltet.

Besonders erfreulich sind die Neunachweise von Annette Schulten aus den Chiemgauer Alpen im Landkreis Traunstein bei Inzell. Die Art gilt für den Landkreis seit Ende 1950er/Beginn der 1960er Jahre als ausgestorben. Nachsuchen zu Beginn der 1990er Jahre hatten keinen Erfolg. Besiedelt wird zum einen ein Feuchtwald aus Eschen (Fraxinus excelsior), Schwarzerlen (Alnus glutinosa), Weiden (Salix spec.) und Traubenkirsche (Prunus padus) mit angrenzender Streuwiese. Zwischen der Streuwiese und dem Wäldchen fließt ein Quellbach, der von zwei wieder frei gelegten Hangquellen gespeist wird. Als Nektarpflanze wird dort der Arznei-Baldrian (Valeriana officinalis) genutzt. Ein Teilaspekt des zweiten Habitats wird in Abbildung 6 gezeigt. Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen Feuchtwald in der Nähe eines Bachlaufs. Im Gebiet liegt auch der aktuell höchste Nachweis der Art in Bayern mit fast 850 Metern üNN.

Die Art ist trotz Schutzmaßnahmen weiterhin vom Aussterben bedroht. Im Raum Bad Reichenhall von der Streuwiesenpflege, Windwurfflächen in Auen, und von der Kahlschlagbewirtschaftung abhängig. Für die Populationen im Landkreis Traunstein muss ebenfalls ein genaues Verbreitungsgebiet ermittelt werden, um dort Schutzmaßnahmen einzuleiten.

Meldungen der Art im Portal sind immer gerne erwünscht. Unser besonderer Dank gilt Annette Schulten für die Meldungen, Fotos und den Austausch in den letzten Tagen.

https://www.tagfalterbayern.de/art?art=Euphydryas%20maturna

Abbildung 4: Maivogel Larvalhabitat mit Raupengespinsten, Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, 30. Juli 2021 (Foto: Oliver Böck)

Abbildung 5: Imaginal- und Larvalhabitat, Landkreis Berchtesgadener Land, 6. Juni 2024, (Foto: Oliver Böck)

Abbildung 6: Teilaspekt eines der beiden Habitate in den Chiemgauer Alpen.. 26. Juni 2025, (Foto: Annette Schulten)