Abb. 1: Weibchen von Polyommatus damon, Allgäuer Hochalpen, Höfatswanne, 13.8.2024 (Foto: Herbert Stadelmann)
Abb. 2: Männchen von Polyommatus damon, Allgäuer Hochalpen, Traufbachtal, 6.8.2024 (Foto: Herbert Stadelmann)
Zusammenfassung: Meldeportale wie https://www.inaturalist.org/, https://observation.org/, https://naturgucker.de und auch das Lepiforum (https://lepiforum.org/) bieten vielen Naturbegeisterten und Naturfotografen die Möglichkeit ihre Funde von Experten an Hand von Fotos bestimmen zu lassen, hierbei ergeben sich immer wieder sensationelle Neu- oder Wiederfunde wie aus verschiedenen Publikationen zur Kleinschmetterlingsfauna in Bayern nachgewiesen werden konnte (vgl. z.B. Arbeitsgemeinschaft Microlepidoptera in Bayern 2024). Bei den gut untersuchten Tagfaltern sind solche Funde natürlich seltener, aber wie in diesem Fall kann auch eine bayern- und bundesweit vom Aussterben bedrohte Art in einem neuen Naturraum nachgewiesen werden. Der Große Esparsetten-Bläuling (Polyommatus damon) ist in Mittel- und Osteuropa sehr stark im Rückgang begriffen und droht nun auch in Tschechien auszusterben. Der Letztnachweis erfolgte dort 2019 (Skala et al. 2023). Als ausgestorben gilt die Art in der Slowakei, Polen, Rumänien und Ungarn. In Österreich nur noch Metapopulationen in den Tiroler Alpen und Einzelnachweise aus dem Burgenland und Niederösterreich. In Oberösterreich vermutlich ausgestorben (Groß & Hauser 2014). In Deutschland auf Thüringen Truppenübungsplatz Ohrdruf und Umgebung https://www.tagfalter-thueringen.de/beobachtungen) und Thüringische Rhön (Wiederfund durch Einachweise nach 6 Jahren. mdl, Mitt. Vogel), Baden-Württemberg (Mittlere Schwäbische Alb und Ostalb, vielerorts bedeutende Bestandsrückgänge zu verzeichnen) und Bayern beschränkt, dort nur noch im Grabfeld, der Vorrhön und in niedriger Populationsdichte in der Fränkischen Alb. Näheres dazu in der Veröffentlichung von Oliver Böck: https://blog.schmetterlingebayern.de/2024/02/29/gefaehrdungslage-der-streifenblaeulings-polyommatus-damon-in-bayern/, Böck (2022) sowie Sucháčková Bartoňová et al. (2021). Umso erfreulicher war der Neufund dieser Art in den Allgäuer Hochalpen. Einem Hinweis auf die Art gab eine Meldung auf inaturalist.org.. Der Hauptautor wurde bei einer Nachsuche an zwei Stellen fündig. Insgesamt 3 Männchen und 3 Weibchen konnten dabei festgestellt werden. In diesem Artikel wird auf die aktuelle Verbreitung der Art sowie ihrer Raupenfutterpflanze Berg-Esparsette (Onobrychis montana) eingegangen, deren Verbreitung in den Nördlichen Kalkalpen ebenfalls besser durch die Meldeportale und Literaturrecherche eruiert werden konnte.
Abstract: Biological portals such as https://www.inaturalist.org/, https://observation.org/, https://naturgucker.de and also the Lepiforum (https://lepiforum.org/) offer many nature enthusiasts and nature photographers the opportunity to have their findings identified by experts, resulting in sensational new discoveries or re-discoveries, as can be seen from various publications on the moth fauna in Bavaria (see e.g. Arbeitsgemeinschaft Microlepidoptera in Bayern 2024). Such findings are of course rarer among the well-studied butterflies, but as in this case, a species threatened with extinction in Bavaria and nationwide can also be found in a new natural area. The damon blue (Polyommatus damon) is in steep decline in Central and Eastern Europe and is now also at high risk of extinction in the Czech Republic. The last record there was in 2019 (Skala et al. 2023). The species is considered extinct in Slovakia, Poland, Romania and Hungary. In Austria only metapopulations in the Tyrolean Alps and single records from Burgenland and Lower Austria. In Upper Austria probably exstinct (Groß & Hauser 2014). In Germany in Thuringia (Ohrdruf military training area and surroundings https://www.tagfalter-thueringen.de/beobachtungen) and Thuringian Rhön (rediscovery after 6 years, pers. comm. Vogel), Baden-Württemberg (Middle Swabian Alb and Eastern Alb where significant population declines have been recorded in many places) and Bavaria, there only in the Grabfeld, the Vorrhön and in low population density in the southern Franconian Alb. For more details, see the publication by Oliver Böck: https://blog.schmetterlingebayern.de/2024/02/29/gefaehrdungslage-der-streifenblaeulings-polyommatus-damon-in-bayern/, Böck (2022) and Sucháčková Bartoňová et al. (2021). The new discovery of this species in the Allgäu Alps was all the more suprising. A report on inaturalist.org gave a hint about the species, the main author found it in two places during a search. A total of 3 males and 3 females were found. This article deals with the current distribution of the species and its caterpillar food plant, the mountain asparagus (Onobrychis montana), whose distribution in the Northern Limestone Alps could also be better determined through the reporting portals and literature research.
Am 31.07.2023 wurde auf INaturalist eine Meldung im Sperrbachtobel (Allgäuer Hochalpen) von Polyommatus damon (Großer Esparsetten-Bläuling) veröffentlicht. Der Zufallsfund eines Fotografen wurde von den Projektkoordinatoren von Tagfalter in Bayern zufällig entdeckt. Der nächste bekannte Fund (von 1995) der Raupenfutterpflanze Berg-Esparsette Onobrychis montana (sehr selten in Bayern, nur in den Allgäuer Hochalpen und am Aggenstein gemeldet und RL 2 Art) befindet sich laut https://www.floraweb.de/shiny/florakarte/?taxonid=3911 nicht weit entfernt in circa 1,7 Kilometer Entfernung am Spätengundkopf. Die Beobachtung könnte ein dispergierendes Männchen gewesen sein.
https://www.tagfalterbayern.de/beobachtung?id=989918 /
https://www.inaturalist.org/observations/177953463
Durch Thorben Krauskopf wurde dem Hauptautor Herbert Stadelmann im Oktober 2024 mitgeteilt, dass ein Video auf YouTube, aufgenommen 2021 im Traufbachtal ein Männchen von Polyommatus damon zeigt, somit gilt nun dieser als erster Fund der Art im Allgäu:
https://www.tagfalterbayern.de/beobachtung?id=1102213
Die nächsten Beobachtungen von Polyommatus damon stammen aus Tirol in gut 25 Kilometer Entfernung zu den aktuellen bayerischen Nachweisen. Dort im Rosannatal bei Pettneu gefunden, im Inntal relativ weit verbreitet unter anderem bei Landeck, Fließ, Kauns, Serfaus, Fiss, Birkach, Nauders (Pagitz, K. & Huemer, P. (2021), observation.org., Zweitautor Oliver Böck). Desweiteren wird Polyommatus damon in den Hochlagen (entlang des Inns) auch in der Schweiz bis Sankt Moritz (https://lepus.infofauna.ch/carto/31081) gefunden. In Vorarlberg gab es vor 1980 Sichtungen in insgesamt fünf Raumeinheiten, seitdem erfolgte kein Nachweis mehr, sie gilt laut aktueller Roter Liste als ausgestorben (Huemer et al. 2022). Im Bundesland Salzburg kam Polyommatus damon bis 1957 vor (Gros 2023). So ist der Tagfalter auch außerhalb der Allgäuer Alpen in den bayerischen Nördlichen Kalkalpen nicht zu erwarten. Ob die Art bei vorherigen Kartierungen übersehen wurde, oder ob sie bedingt durch den Klimawandel erst in den letzten Jahren zugewandert ist bleibt offen. Gegen eine Zuwanderung spricht, das die Raupenfutterpflanze Onobrychis montana dort zumindest an einigen Stellen in der Alpenbiotopkartierung als häufig genannt wird, der späte Flugzeitbeginn und das äußerst steile Terrain, welches nur schwer begehbar ist. Zudem zeigen die beiden Zufallsbeobachtungen, dass die Art dispergiert. Die Männchen können Mineralien und Flüssiglkeit aufnehmend auf Kiesflächen und auf breiteren nicht asphaltierten Wegstellen entlang der Gebirgsflüsse beobachtet werden.
Vorkommen von Onobrychis montana auch im hintersten Hornbachtal (Tirol) an mehreren Stellen und ebenfalls auf Kiesen des Hornbachs (Dörr 1983). Hiermit erklärt sich auch das benachbarte Vorkommen (3-5 Kilometer entfernt) im Traufbachtal. Weitere Funde aus Tirol von Onobrychis montana von mageren Mähwiesen, Rinderweiden und Schafweiden im Inntal bei Nauders, Serfaus und von einer großflächigen Rinderweide bei Fiss (https://observation.org/observation/321305262/, https://observation.org/observation/275745279/, Zweitautor). Dort sicherlich weiter verbreitet. Sie wird in der neuen Roten Liste Nord- und Osttirols als gefährdet (vulnerable) geführt. und kommt zerstreut in 11–35 Quadranten vor, ein starker Rückgang von rund 25-50 Prozent des Verbreitungsgebietes und/ oder die Populationen sind zu verzeichnen. Eine künftige (weitere) Abnahme um 10–25 % ist wahrscheinlich (Pagnitz et al. 2023). Im Pflegeplan für die Fließer Sonnenhänge wurde nur die Futteresparsette Onobrychis viciifolia genannt (Falkeis et al.2016), die in den Allgäuer Hochalpen nicht heimisch ist. Funde der Futteresparsette (wahrscheinlich angesalbt) im Allgäu entlang der Bahnstrecke bei Oberstdorf und Fischen, sowie bei Vorderhindelang laut Dörr 1983. Bei Bamberger et al. 2022 wird Onobrychis arenaria die Sand-Esparsette für diesen Fundort (Fließ) aufgeführt. Sie ist in Bayern nur in der Riesalb, Mainfranken und im südlichen Steigerwald weiter verbreitet daneben meist nur Einzelnachweise aus der Südlichen Frankenalb und dem Taubertal (https://daten.bayernflora.de/de/info_pflanzen.php?taxnr=3907&suchtext=Onobrychis%20arenaria&g=&de=#name=3907,yearGrouping=1,map=7.5/49.696/10.748).
Die Raupenfutterpflanze Onobrychis montana kommt in Vorarlberg noch zertreut und selten vor, so zum Beispiel bei Brand (Amann 2016, https://observation.org/observation/318231053/).
Herbert Stadelmann fand zusammen mit Felix Steinmeyer bei einer Nachsuche 2024 an Plätzen mit Nachweisen der Raupenfutterpflanze Berg-Esparsette insgesamt sechs Individuen der Art in zwei Gebieten, im Traufbachtal und an der Höfatswanne (Abbildungen 1 und 2). Dies sind die nördlichsten Funde in den gesamten Alpen. Der Zweitautor beschäftigte sich in dieser Arbeit mit der aktuellen Verbreitungsituation von Polyommatus damon und Onobrychis montana in den Nördlichen Kalkalpen und der Literatursichtung. Eigene Beobachtungen aus Tirol (Inntal zwischen Landeck und Nauders) aus den 1990er und 2010er Jahren floßen dabei mit ein. Dieser spektakuläre Fund zeugt davon, das selbst bei den Tagfaltern durch wissenschaftliche Nachsuchen noch bedeutende Neufunde in den Bayerischen Alpen getätigt werden können. Anbei das Manuskript von Herbert Stadelmann zum nachlesen.
Eine Nachsuche in einem benachbarten Tal (Fundort in 2,5 Kilometern Entfernung) durch den Hauptautoren und Felix Steinmeyer hatte Erfolg. Hier gibt es laut Dörr & Lippert 2001 ein isolierten kleinen Fundort von Onobrychis montana (Berg Esparsette) auf einer Kiesbank auf 1160m im Traufbachtal, laut Dörr 1983 unterhalb des Bettlerrückens gefunden. Es konnten zwei frisch geschlüpfte Männchen von Polyommatus damon (mit Aricia spec. [artaxerxes] und Cupido minimus) beobachtet werden die an einer Pfütze saugten (Abbildung 3).
Bei einer Nachsuche durch Markus Dumke und dem Zweitautoren am 15.8.2024 konnten lediglich die teilweise intensiv beweideten Hänge als Habitat ausgeschlossen werden. Wie in der Alpenbiotopkatierung von Michael Wecker genannt, sind die südseitigen Hänge am Trogschluss des Traufbachtals und vereinzelt Kiesbänke desselben mit der Futterpflanze bestanden. Die Habitate scheinen aber meist unbeweidete Urrasen an extrem steilen und felsdurchsetzten Stellen zu sein, teilweise mit Hangrutschungen oder alpine Kalkrasen mit Rostseggenrasen und Blaugrashalden, die nicht beweidet und sporadisch wahrscheinlich von Gemsen abgegrast werden. Auf einer kleinen Nachsuche entlang von zwei Kiesbänken konnte Onobrychis montana leider nicht festgestellt werden. Die beschriebenen Hänge waren leider zeitlich nicht zu erreichen (Abbildung 4).
Abb. 3: Nachweis von 2 Männchen von Polyommatus damon an Mineralien saugend. Allgäuer Hochalpen, 1160m, Traufbachtal, 6.8.2024 (Foto: Herbert Stadelmann)
Abb. 4: Fundort der Berg-Esparsette (Onobrychis montana) in Alpenbiotopkartierung am Zusammenfluss der Bäche der Wasserfälle. Kein eigener Nachweis, bei zeitlich sehr begrenzter Suche. Allgäuer Hochalpen, Traufbachtobel, 1400m, 15.8.2024 (Foto: Oliver Böck)
Sonst ist Onobrychis montana nur an wenigen Stellen, um die Höfats bekannt, was sehr steiles Gelände bedeutet. Für trittsichere und schwindelfreie Bergsteiger gibt es einen Weg zur Bivakschachtel über die Höfatswanne (Höfats SW Flanke). Dort hat Herbert Stadelmann am 29.7.2013 Onobrychis montana (ohne Falter) flächig gesehen (Abbilungen 5 und 6). Beschrieben wird dies auch bei Dörr & Lippert (2001).
Abb. 5: Berg-Esparsette (Onobrychis montana), Allgäuer Hochalpen, Höfatswanne, 29.7.2013 (Foto: Herbert Stadelmann)
Abb. 6: Fundort der Berg-Esparsette (Onobrychis montana), Allgäuer Hochalpen, Höfatswanne, 29.7.2013 (Foto: Herbert Stadelmann)
Am 13.8.24 waren der Hauptautor und Felix Steinmeyer Gebietsbetreuer Allgäuer Hochalpen vom LfV auf der Suche nach Polyommatus damon an der Höfatswanne (Höfats SW) im äußerst schwierigen Gelände erfolgreich! Auf ca. 1750 m waren ca. drei Weibchen mit Eiablage und ein Männchen. Aufgrund des z.T. unzugänglichen Geländes untersuchten wir nur ein kleines Teilgebiet von 1650 bis 1750 m mit ca. 270 qm. Es bestand aus alpinen Rasen (Blaugras-Horstseggenrasen) durchsetzt mit Jura Kalkstein, plattig bis dünnbankig z. T. mit Hornsteine > „Malm-Aptychenschichten“ (Abbildung 7).
Abb. 7: Habitat von Polyommatus damon, Allgäuer Hochalpen, Höfatswanne, 1750m, 13.8.2024 (Foto: Herbert Stadelmann)
Die Tiere flogen ab ca. 11 Uhr, da die Sonne ca. gegen 9:30 Uhr das Gebiet erreichte. Die Bergesparsette war großteils verblüht oder abgebissen (wohl von Gämsen). Die Eiablage war in der Nähe vegetationsarmer Bodenplatten. Es wurden zwei Eier gefunden. Auch waren hier schwarze Ameisen (unbestimmt) sichtbar. Die Eiablage erfolgte nicht an der Verzweigung der Tragblattachseln, sondern einmal in der Vegetationsmatrix an Onobrychis montana, aber auch auf dem Blatt einer anderen unbestimmten Pflanze (Abbildung 8).
Abb. 8: Ei von Polyommatus damon, Allgäuer Hochalpen, Höfatswanne, 1750m, 13.8.2024 (Foto: Herbert Stadelmann)
Da nur ein kleiner Ausschnitt (ca. 10% bis 20% der potentiellen Habitate) in der Höfatswanne die vegetationskundlich von Seslerion-Sippen mit Caricion ferrugineae-Elementen in der Alpenbiotopkartierung von Michael Wecker untersucht wurde, ist nun schwer abschätzbar wie groß der Lebensraum für Polyommatus damon ist. Es ist abhängig von der Verbreitung der Futterpflanze im Gebiet, wie auch der Höhenverbreitung von Polyommatus damon.
Es wäre nun spannend ob die Art auch an der Höfats Ost (Seilhenker, Oberes Loch, Rotes Loch, Im Platt) auch vorkommt. Hier ist auch die Futterpflanze Berg-Esparsette – Onobrychis montana (häufig im „Roten Loch“ und am Fuße der Kleinen Höfats > Alpenbiotopkartierung von Michael Wecker) vorhanden und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch die Art hier anzutreffen (Abbildung 9).
Abb. 9: Allgäuer Hochalpen, Geländeübersicht Höfats Ost mit Nachweisen von Onobrychis montana. 10.7.2016 (Foto: Herbert Stadelmann)
Das Gelände ist nicht ganz so gefährlich wie auf der andere Seite. Erreichbar über das Oytal und die Käser-Alpe. Als weitere Gebiet kämen die benachbarten Flächen an der Gieseler Wand und die steinigen Flächen zwischen den Höllhörnern und dem Mitteleck für eine Nachkontrolle in Frage.
Bitte sehr umsichtig im sehr steilen Gelände bewegen, da alpine Gefahren nicht zu unterschätzen sind (Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unbedingte Vorraussetzung).
Desweiteren ist es interessant zu klären, ob Polyommatus damon benachbart zum Traufbachtal auch auf Tiroler Seite im Hornbachtal zu finden ist, auch dort ist die Raupenfutterpflanze nachgewiesen. Reproduziert sich Polyommatus damon auf beiden Seiten, handelt es sich um einen Verbund der Populationen von Onobrychis montana und wie ist die Verbreitungssituation der beiden Arten im Traufbachtal wären interessante Fragen für Folgeuntersuchungen. Außerdem sollte auch einmal am Aggenstein (wohl angesalbte Population von Onobrychis montana laut Dörr 1967 am Ostgipfel), am Linkerskopf im Bacherlochtal laut bayernflora.de (zuletzt 2002) und am Spätgundkopf (Nachweis von 1995, https://www.floraweb.de/shiny/florakarte/?taxonid=3911) nach Polyommatus damon nachkontrolliert werden. Ebenfalls im Stillachtal auf einer Mähwiese in der Nähe des Söllerecks (größere Bestände von Onobrychis spec.: https://observation.org/observation/319723144/) und unterhalb des Fellhorns (https://www.inaturalist.org/observations/245991874). Möglicherweise ist Onobrychis montana und mit ihr Polyommatus damon doch weiter verbreitet, aber das Reproduktionsareal ist sicherlich sehr klein. Naturfreunde und Fotografen sollten nach Polyommatus damon an feuchten Wegstellen entlang der Flussläufe oder benachbarter unasphaltierter Strassen der montanen bis alpinen Höhenstufe Ausschau halten. Meldungen zu dieser Art sind sehr gerne auf dem Portal der ABE Tagfalter in Bayern erwünscht. Die Genetik der Art in den Allgäuer Hochalpen sollte ebenfalls gebarcodet und mit Individuen aus dem Tiroler Inntal und den anderen bayerischen Populationen verglichen werden. Laut einer alten Arbeit von Schawerda (1924) gehören die Bestände von Polyommatus (Lycaena) damon Nordtirols und der Ostschweiz zu der Form ultramarinus, da angeblich die Männchen in einem anderen mehr ultramarinen Blau leuchten. Die Entwicklung eines Schutzkonzepts und eine gründliche Kartierung der Flächen nach Tag- und, Nachtfaltern sowie Kleinschmetterlingen wären weitere Optionen.
Weitere Infos zur Futterpflanze Berg-Esparsette – Onobrychis montana
https://daten.bayernflora.de/de/info_pflanzen.php?taxnr=3911&suchtext=montana&g=&de=
Verbreitung von Polyommatus damon (Großer Esparsetten-Bläuling) in Bayern
https://www.tagfalterbayern.de/art?art=Polyommatus%20damon
Literatur:
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