Bild 1: Streifenbläuling Männchen, Gailachtal, 8. Juli 2015 (Foto Oliver Böck)
Bild 2: Streifenbläuling Weibchen, Gailachtal, 25. Juli 2013 (Foto: Markus Dumke)
Aussterbeprozesse von Tagfalter lassen sich an Hand von jahrelangen eigenhändigen Aufzeichnungen und Literaturrecherche in manchen Gebieten besonders gut darstellen. Polyommatus damon ist im Untersuchungsgebiet der Südlichen Frankenalb ein Bewohner von niedrigwüchsigen mageren und lückigen Kalkmagerrasen mit reichlichen Beständen der Raupenfutterpflanze Futteresparsette (Onobrychis viciifolia). Dabei handelt es sich meist um Hänge in südwestlicher bis südöstlicher Exposition. Daneben werden noch Initialmagerrasen mit Esparsettenbeständen in den Steinbrüchen oder Wegböschungen besiedelt. Der Streifenbläuling war früher in der Südlichen Frankenalb mit einigen Fundorten vertreten und zeigte in einigen Gebieten eine weitere Verbreitung wie zum Beispiel in den Steinbrüchen und Magerrasen rund um Solnhofen und im Gailachtal. Dort kam er durch die günstige Verzahnung von Steinbrüchen und Kalkmagerrasen in einem Metapopulationssystem vor. Heute gibt es im ganzen Gebiet wahrscheinlich nur noch eine isolierte Population, die trotz Pflegemaßnahmen kurz vor der Extinktion steht.
In der Südlichen Frankenalb war die Verbreitung schon immer auf die Altmühl, die Anlauter, die Donau und das Wellheimer Trockental beschränkt. Schmid (1885) hat die Art in der Umgebung von Kelheim nachgewiesen, dort von Metschl und Sälzl (1923) nicht mehr gefunden. Diese führten das Gebiet entlang der Donau zwischen Bad Abbach und Oberndorf, sowie die Mattinger Hänge an. Ein Vorkommen an der Anlauter bei Emsing. In der Gegend um Eichstätt war die Art zu Beginn des 20. Jahrhunderts häufig, wie die zahlreichen Blütenbeobachtungen belegen (Bachmann 1912). Knörzer (1918) nannte sie sogar als sehr häufig für den Juli und den August. Müller (1976) fand die Art um Dollnstein und im Wellheimer Trockental. Wahrscheinlich aus dem Katzental stammt der von Thöny (1995) angegebene Fund von 1973. Noch in den 1980er und Beginn der 1990er Jahren war die Art nicht selten in den Magerrrasen und Steinbrüchen in der weiteren Umgebung von Solnhofen bis in das Treuchtlinger Schambachtal. Ein starkes Vorkommen bei Haunsfeld (Dolek 1994) wurde nachweislich durch die Umstellung der Beweidung durch die UNB in den 1990er Jahren ausgerottet, denn gezielte Nachsuchen in den 2000er Jahren erbrachten keine Bestätigung des Vorkommens mehr.
Noch Anfang der 2000er Jahre konnte der Streifenbläuling auf folgenden vier Flächen regelmäßig und teilweise in größerer Stückzahl nachgewiesen werden. Mörnsheim Blauberg und Horstberg mit Steinbrüchen, Mühlheim Lorenzberg und Tagmersheimer Leite mit Steinbrüchen (Übersicht der Fundorte in Bild 3). Die letzten Beobachtungen aus den direkt umgebenden Flächen rund um Mühlheim stammen alle von 2006. Hiefür dürften unter anderem falsche Beweidungszeitpunkte verantwortlich sein. Der letzte Fund aus einem anderen Gebiet stammt von einem Weibchen aus den Steinbrüchen in der Langenaltheimer Haardt ebenfalls aus dem selben Jahr. Danach konnte die Art zwischen 2006 und 2010 nicht mehr wiedergefunden werden. Am Horstberg erfolgten zwei Nachweise in den letzten 10 Jahren, während sie bis 2020 in den Magerrasen am Blauberg mit Steinbruch regelmäßig gefunden wurde, meist an den selben Stellen, teilweise mit mehreren Exemplaren so in den Jahren 2013 und 2015. Der aktuelle Letztnachweis am Horstberg stammt aus dem Jahr 2022. Aktuell konnten am Blauberg wieder einzelne Individuen nachgewiesen werden.
Der aktuellste Fundort ist der magerste und lückigste im ganzen Hangbereich, der nun wieder mit deutlich besseren Onobrychis-Vorkommen bestanden ist, was an der auf die Art mittlerweile abgestimmten Beweidung liegt (Bild 4).
Bild 3: Ehemalige und aktuelle Verbreitung des Streifenbläulings in der Umgebung von Solnhofen
Bild 4: Teilausschnitt des Habitats des Streifenbläulings, Gailachtal, 19. Juli 2013 (Foto: Thomas Netter)
Nachdem die Art 2023 nicht mehr gefunden wurde, konnten 2024 wieder einzelne Individuen nachgewiesen werden. Es besteht weiterhin ein sehr hohes Aussterberisiko trotz einer nun seit mehreren Jahren auf Polyommatus damon abgestimmten Beweidung. Ein Grund dafür liegt in der Vertrocknung der Esparsetten in den letzten heißen Sommern. Die Keimung der Pflanzen verlief nicht optimal und es wurden nur selten kräftige und vitale Bestände gefunden, welche bei der Eiablage präferiert werden. Jede Meldung ist gerne auf unserem Portal erwünscht.
Ein besonderer Dank gilt Dieter Kleiser für die Übermittlung von Daten bei Mühlheim aus den 1990er Jahren.
Literatur:
Bachmann, M. (1912): Beobachtungen über blütenbesuchende Insekten in der Eichstätter Alp. – Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 003: 14-16.
Dolek, M. (1994): Der Einfluss der Schafbeweidung von Kalkmagerrasen in der Südlichen Frankenalb auf die Insektenfauna (Tagfalter,Heuschrecken). Agrarökologie Bd. 10, 126 S., Haupt Verlag, Bern.
Knörzer, A. (1918): Beiträge zur Kenntnis der mittelfränkischen Insektenfauna. Beilage Wissenschaftliche Beilage zum Jahresberichte der katholischen Universität Eichstätt 1917/18. 1-15.
METSCHL, C., SÄLZL, M. (1923): Die Schmetterlinge der Regensburger Umgebung unter Berücksichtigung früherer Arbeiten, insbesondere der „Lepidopteren-Fauna der Regensburger Umgegend mit Kelheim und Wörth von Anton Schmid. 1. Teil: Großschmetterlinge.
Müller, R. (1976): Die Tagfalter aus den Beobachtungsgebieten Augsburg-Donauwörth-Neuburg/D.-Eichstätt-Dollnstein-Mühlheim.
Schmid, A. (1885): Die Schmetterlinge der Regensburger Umgegend mit Kehlheim und Wörth.
Thöny, H. (1995): Beitrag zur Schmetterlingsfauna der Region Ingolstadt/Eichstätt Dokumentation der Großschmetterlinge von Ingolstadt und seiner Umgebung – facetta – Berichte der Entomologischen Gesellschaft Ingolstadt e.V. – Supp1: 1 – 255.